Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (310-11071)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Pörtschach

22. 09. 1921

language Deutsch

Schlagwörter: Universität Innsbrucklanguage Etruskischlanguage Portugiesisch Urtel, Hermann Oštir, Karl Spitzer, Emma Richter, Elise Wurzbach, Wolfgang von Winkler, Emil Meyer-Lübke, Wilhelm Spanien Jena Wien Urtel, Hermann (1926) Oštir, Karel (1921)

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (310-11071). Pörtschach, 22. 09. 1921. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2141, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2141.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


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Pörtschach, 22. IX.

Verehrter lieber Freund,

Urtel ist nicht nach Spanien gefahren, sondern hält jetzt in Jena einen Vortrag über Maupassant.1 Er schwärmt von einem nächstjährigen Aufenthalt in Leonstein. Ojalá! – Oštir hat auch mir seine Phantasterei geschickt.2 Dafür sollte er gezüchtigt werden. Dieses greuliche "vrom.", das wie das Etruskische behandelt wird: als schwammige Masse, die man beliebig zerdehnen kann! – Haben Sie die kleinen Dinger erhalten (miroton, poridad etc.)? Ich sende Ihnen – leider nur zur Einsichtnahme – etwas Ptg. aus RL.

Mit dem Abzug der Gäste sind wir wieder melancholisch geworden. Meine Frau ist nicht ganz gesund wie bisher, das drückt auch auf die Stimmung. Es scheint, daß wir lustiggekitzelt werden müssen, um nicht dem Trübsinn zu verfallen.

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El. Richter hat einmal 9000 K Unterstützung erhalten, sonst nichts, dafür Wurzbach u. Winkler (letzterer vor der Berufung nach Innsbruck) den Lehrauftrag für Literatur. "Und Patroklus wird begraben..." – Es heißt, daß M-L Versuche gemacht habe, nach Wien zurückzukehren – Versuche, die offenbar erfolglos waren. Wäre er nicht weggegangen! Dann wären wir im Vaterslande geblieben – wo es doch so schön ist!

Herzliche Grüße

Sp.


1 H. Urtel, Guy de Maupassant: Studien zu seiner künstlerischen Persönlichkeit. München: Hueber 1926.

2 Karel Oštir, Beiträge zur alarodischen Sprachwissenschaft. Wien & Leipzig: Beyer 1921; "alarodisch" ist ein heute obsoleter Begriff und meinte ursprünglich die urartischen Sprachen Kleinasiens, manchmal dagegen allerdings spezifisch das Hethitische und gelegentlich generell die nichtindogermanischen Sprachen,.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11071)