Friedrich Diez an Hugo Schuchardt (13-02325)
von Friedrich Diez
an Hugo Schuchardt
10. 03. 1871
Deutsch
Schlagwörter: Universität Straßburg Sybel, Heinrich von Schuchardt, Hugo (1870)
Zitiervorschlag: Friedrich Diez an Hugo Schuchardt (13-02325). Bonn, 10. 03. 1871. Hrsg. von Bernhard Hurch (2013). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.214, abgerufen am 07. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.214.
Bonn 10/3 71.
Hochgeehrter Herr Doctor !
Daß die neu zu gründende Universität Straßburg in Ihnen einen unvergleichlichen Lehrer und Gelehrten gewinnen würde, daran zweifle ich keinen Augenblick; daß ein Lehrstuhl für romanische Sprachen daselbst errichtet werden würde, klingt sehr wahrscheinlich; daß Hr. v. Sybel zum Curator der neuen Universität bestimmt sei, ist bloße Vermuthung1 (er selbst weiß nichts davon); daß ich Ihnen von der Übernahme eines Lehramtes daselbst abraten würde, kann ich Ihnen nicht verhehlen, denn ich halte die Stellung eines Deutschen in einer so durch und durch französisch gesinnten Stadt wie Straßburg für eine halsbrechende. Mir wäre Leipzig lieber, doch wird es wohl noch andere einladende Orte in Deutschland oder der Schweiz geben. Ihnen kann es nirgends fehlen. – Hochachtungsvoll
der Ihrige.
Fr. Diez.
Auch besten Dank für das mir gütig gesandte Geschenk, ich meine für Ihre lehrreiche Abhandlung: Fälle bedingten Lautwandels.2
1 Dies scheint in der Tat nicht der Fall gewesen zu sein. Heinrich von Sybel (1817-1895) war Historiker (mit Schwerpunkt für deutsche Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit) und Abgeordneter; Professor in Marburg, München und Bonn (hier Kollege von Diez). Den Ruf nach Straßburg erhielt Eduard Böhmer (1827-1906), Literaturwissenschaftler.