Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (307-11067)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Pörtschach

09. 09. 1921

language Deutsch

Schlagwörter: Morf, Heinrich Vossler, Karl Nyrop, Kristoffer Schuchardt, Hugo (1899) Steinert, Raimund (Hrsg.) (1916) Meyer-Lübke, Wilhelm (1921) Meyer-Lübke, Wilhelm (1908) Spitzer, Leo (1910)

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (307-11067). Pörtschach, 09. 09. 1921. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2138, abgerufen am 03. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2138.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


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Pörtschach, 9. IX.

Verehrter lieber Freund,

Soll es Rom. Etymolog. II La. S. 21 od. dgl. (nach languro etc.) nicht "Immer und überall hilft dabei das Bedürfnis nach Arbeitserleichterung mit" statt "ein" heißen.

Wissen Sie, daß Ihre Interpunktionsweise schon in älteren Drucken vorkommt, so z.B. in Bonaventura's Nachtwachen (1804), Facsim.-Ausg. Steinert?2

Haben Sie irgend etwas von den neuen rumänischen Publikationen (Muzeul limbei romine, Dacoròmania etc.)3 zu sehen bekommen?

Ich lese M-Ls frz. Wortbildungslehre4 – wie traurig, daß man nicht einmal auf den eigenen Lehrer gewirkt hat: von der stilistischen Betrachtung der Wortbildungslehre sehe ich kein Wort, höchstens am Schluß eine Ausschließung der Stilistik aus dem Buch. Mein Rabelais5, der doch |2|trotz seines Erstlingscharakters bei Ihnen, Morf, Vossler, Herzog, Strohmeyer, Kalepky Anklang gefunden hat, ist nicht einmal erwähnt. Es verlohnt sich nicht zu schreiben, wenn die Besten von unseren Besten nicht Notiz nehmen. Übrigens ist auch Nyrop einer derjenigen, die man bei uns immer höhnisch übergeht, obwohl er einen feinen Sinn für die Nuancen hat.

Herzlichste Grüße

Spitzer


1 H.S., "Romanische Etymologieen II", in: Sitzungsberichte der (kaiserlichen) Akademie der Wissenschaften in Wien 141.III (1899): 1-222.

2 Steinert gab die Nachtwachen bei Kiepenheuer ( Weimar) heraus (die erste Auflage 1916, die zweite 1923). Der Band war nach Rahel Varnhagens Exemplar gestaltet und mit einem Nachwort versehen.

3 Die Zeitschrift Dacoromania trug anfangs den Zusatz Buletinul "Muzeului Limbii Române"; sie erschien ab 1920 in Klausenburg.

4 Wilhelm Meyer-Lübke, Wortbildungslehre. Heidelberg: Winter 1921; es handelt sich um Teil zwei der Historische Grammatik der französischen Sprache.

5 L.S., Die Wortbildung als stilistisches Mittel, exemplifiziert an Rabelais. Halle: Niemeyer 1910.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11067)