Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (299-11059) Leo Spitzer Bernhard Hurch Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.2130 299-11059 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 11059 Leo Spitzer Papier Brief 4 Seiten Pörtschach 1921-08-05 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Bernhard Hurch 2006 Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt Berlin Walter de Gruyter Bernhard Hurch 2014 Die Korrespondenz zwischen Leo Spitzer und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Leo Spitzer Pörtschach 1921-08-05 Hugo Schuchardt Austria Pörtschach am Wörthersee Pörtschach am Wörthersee 14.14639,46.63639 Korrespondenz Leo Spitzer - Hugo Schuchardt Korrespondenz Zeitschrift für österreichische Gymnasien Piemontesische Dialekte Französisch Spanisch Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Pörtschach, 5. VIII. Verehrter Herr Hofrat,

Das Uff! am Schluß Ihres lieben Briefes ermutigt nicht zur Antwort, da eine Gegenantwort schwer zu erreichen sein wird. Immerhin wage ich den Versuch.

Ich stimme Ihren Erwägungen über Politica vollkommen zu. So anational wie Sie mich erklären, bin ich nicht. Wie oft betont, sind meine Musikerlieblinge Schumann, Brahms, Schubert, Löwe, Wolf, allerdings auch Mahler und Dvorak, meine Dichterlieblinge Lenau, Eichendorff, Goethe (nicht Heine). Nur die wehrsame und gehorsame Spielart deutschen Wesens hat mir nie behagt, schon lange vor dem Krieg, als ich noch ein politisches Waiserl war, so beim Marburger Phil.-Kongreß, wo eine schweizerisch-süddeutsche Liga sich gegen den Berliner Ebeling zusammenschloß. Wo haben Sie je gehört, daß französische oder englische Studenten, deren erstere gewiß national, deren zweite rauflustig gesinnt sind, so alle Kultur mit Füßen treten wie dies immer wieder und wieder bei uns geschieht? Oder etwa italienische? Außerdem wäre ich im Ententeland gewiß ein begeisterter Verfechter des Deutschtums – hier sehe ich zu sehr die Mängel im eigenen Hause. Ich habe auch s.Z. in Paris voll Empörung die Ausfälle Thomas' und Roques' gegen deutsche Wissenschaft in Diskussionen zurückgewiesen. Wie soll ich als deutscher Universitätslehrer zu einer solchen Jugend sprechen? Übrigens, kennen Sie die schöne Schrift von Isolde Kurz über Deutsche und Italiener? Isolde Kurz, Deutsche und Italiener . Stuttgart & Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt 1919. Eine Kursosität am Rande: Die Pension Villa Elena in Forte dei Marmi, in der Spitzer 1960 starb, war zuvor als Villa Kurz lange Zeit der Wohnsitz der Eltern von damit auch von Isolde Kurz. Sie verlangt nach einer Druckäußerung von Ihnen.

Zu akúpa vgl. noch piem. fe ôpa 'alzarsi', fe opa là là 'sollevarsi a un bel salto' im Ggs. zu fe ton 'cadere' bei Viriglio, Voci e cose del vecchio Piemonte S. 284. Alberto Viriglio, Voci e cose del vecchio Piemonte . Turin: Lattes 1917. In Pereda's Sotileza Jose Maria de Pereda, Sotileza . Madrid: Tello 1885.   lautet eine zustimmende Interjektion eines alten Fischers stets; uva! – Aus dem Buch von Viriglio S. 228 kopiere ich: "La quaglia dichiara continuamente 'L'ài pagà..., l'ai pagà!': non devo nulla a nessuno".

Vgl. frz. paye tes dettes .

In der Zeitschr.f.öst.Gymn. 37,340 H.S., "Zu meiner Schrift 'Slawo-deutsches und Slawo-italienisches'", in: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 37 (1886): 321-352. erwähnen Sie im estländ. Dtsch. ein Zeitwort, das aus dem Russischen stammt: skaljieren 'raisonnieren'. Ich habe zweimal ein Verb škalieren in dieser Bdtg. oder der ähnlichen 'Kritisieren' gehört, einmal von einer Slowakin in Preßburg in deutscher Rede, einmal von einer in Tschechien aufgewachsenen aus Öst.-Schlesien gebürtigen Dame mit deutscher Muttersprache.

Vosslers religiös-sprachlicher Aufsatz hat mir großen Eindruck gemacht. Das ist einmal was anderes als die schäbige Schulfuchserei, die noch immer allein als "wissenschaftlich" betrachtet wird. Ich werde mich wohl zu diesem Thema, über das ich auch einige Beobachtungen gemacht habe, äußern.

Dank für carai: ich vermute nämlich, daß span. carajo 'penis' auch auf denselben Stamm zurückgeht (vgl. die Bdtgen. wie 'Eichel' oder 'Nuß').

Daß ich Barbusse nur linguistisch behandeln würde, habe ich nicht gemeint: in wenigen Wochen erscheinen meine " Studien über H. Barb. " bei Cohen in Bonn, die vorwiegend literarisch gehalten sind. Die frz. Soldatensprache ist sehr interessant: schließlich sind die allgemeinen militärischen Verhältnisse die wir alle kennen, im fremden Sprachgewand erträglicher als im eigenen. Daß die Bonner sich so skandalös verhalten sollten wie die Grazer des vorigen Jahrhunderts, erwarte ich nicht: übrigens hat Dr. Rieder mir schon voriges Jahr in Wien die Priorität dieser Vorlesung streitig gemacht.

Morgen kommt Kammerer her, am 12. Meißner aus Bonn, beide mit Familie. Die Gäste werden mein armes geschlagenes Weiblein etwas aufheitern!

Ergebenste Grüße Spitzer