Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (283-11043)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Bonn

20. 03. 1921

language Deutsch

Schlagwörter: Neue Freie Presse Grazer Tagespost Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Morfill, William Richard Hilka, Alfons Neumann, Fritz Gamillscheg, Ernst Göttingen Spitzer, Leo (1920) Spitzer, Leo (1921)

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (283-11043). Bonn, 20. 03. 1921. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2114, abgerufen am 13. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2114.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


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Bonn, 20. III.

Verehrter lieber Freund!

Nun stecke ich tief in Ihnen drinnen  und sitze auch schon fest! Manches ist unbeschaffbar. Könnten Sie mir bitte senden 1) alle Ihnen überflüssige Separata bis 1911 incl. 2) ev. leihweise besonders Arbeiten vom Typus No. 56, 57, 101, 103, 106, 107, 134, 161, 185, 186, 177, 188, 217, 264, 308, 279 die ich hier und wohl überhaupt in Deutschland nicht auftreiben kann. Das Schicken der Bände der Neuen Fr. Presse oder der Grazer Tagespost von Österreichisch. Bibliotheken hieher ist wohl unmöglich durchzusetzen. Dagegen wenn Sie Separata hätten!

Weiter erhebt sich die Frage: soll beim Abdruck des bibl. Verzeichnisses die Nummernzahl entsprechend den neu-aufgefundenen Publikationen verändert werden oder beispielsweise das "Churwälsche" als 7a bezeichnet werden? – Weiters: soll ich die Orthographie der zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenem Ort erschienenen Schriften in meinen Zitaten umformieren und etwa Ihrer heutigen Orthographie anpassen? Tue ich das nämlich nicht, so müsste ich auch Latein- und Kurrentschrift entsprechend den Originalen anwenden usw. Offenbare Druckfehler (sehr wenige!) bessere ich. – Nicht gefunden habe ich a.a.O. 17 andere No. 141. – Was für eine "Academy" ist das, in der Sie am 20. VI. 1885 gegen Morfill protestiert haben (nicht im bibl. Verz., vgl. ZföstGymn. 37, 351)?

Seien Sie mir nicht bitter böse, daß ich Sie selbst an Ihrem Denkmal mitarbeiten lassen will – aber tatsächlich erspart der Autor seinen Biographen viel Arbeit u. ohnehin sind Sie durch das Verz. in diesem Sinne mir behilflich |2|gewesen.

Hilka ist nach Göttingen berufen. Werden wir sehen, ob für un servidor etwas herauswächst! – Haben Sie bitte die Rezension von "Hunger" und "Kgf.-Briefe" vom Litbl. bekommen? – Neumann hat Gamillscheg geschrieben, die Rez. seien vergeben – an wen? Ich wäre froh, wenn Sie sich zu Kritik, Widerspruch, Vernichtung etc. angeregt fühlten! – Wenn ich Ihre Jugendschriften lese, so denke ich mir, wie bitter ungerecht man gegen mich ist. Sie waren (und sind wohl heute) ebenso antiberlinisch, pazifistisch, romanenfreundlich wie ich es bin – und mir dreht man den Knüppel daraus! Ihre Schriften pumpen mir wieder etwas Selbstvertrauen ein. – Si licet parva comparare magnis.

Ergebenste Grüße e pronta risposta! Haben Sie "Lerch" erhalten?
Spitzer

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11043)