Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (279-11039)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Bonn

31. 01. 1921

language Deutsch

Schlagwörter: Zeitschrift für romanische Philologie Gamillscheg, Ernst Meyer-Lübke, Wilhelm Meillet, Antoine Dauzat, Albert Spitzer, Emma Schuchardt, Hugo (1921) [o. A.] (1925)

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (279-11039). Bonn, 31. 01. 1921. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2110, abgerufen am 25. 03. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2110.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


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Bonn, 31. I.

Verehrter Herr Hofrat,

Dank für Ihre Selbstbibliographie, die den Nachtrag durchaus verdiente. Jetzt sind wieder 4 Jahre zu buchen. Papiermangel wird nicht ins Treffen geführt, wenn Schundbroschüren gedruckt werden. – Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Mitarbeit an der M-L-Festschrift.1Ich hatte Sie nicht aufgefordert, weil ich einen Refus fürchtete. Sie hätten mir aber keine größere Freude machen können als durch diesen Beitrag. Wir haben den Band schön gebunden am 19. feierlich überreicht. Ich hielt die Festansprache; Gamillscheg war aus Innsbruck extra gekommen; M-L schluchzte bei der Antwort, er, der Unsentimentale. Über Ihren Artikel war er natürlich besonders erfreut.

Ihre mir mitgeteilten Brocken aus Österreichs Kultur oder Afterkultur sind sehr traurig. Sie ließen sich allerdings durch heimische Parallelen stützen. Was wird aber schließlich dennoch aus meiner armen Heimat?

Auch ich habe die Höhle [?] und die ersten Proben des oberit. Atlas mit Freude erhalten, Sie wohl auch die Aufforderung zu Pidal's Festband.2

Meillet hat ein paar nette Rezensionen |2|über Fremdwörterhatz u. Syntakt. Aufsätze geschrieben, auch Jeanroy scheint auf mich gut zu sprechen sein, wie mir Dauzat mitteilt.

Am 10. halte ich einen Vortrag über ital. Kriegsgefangenenbriefe mit Lichtbildern – unwissenschaftlich, was? – Heute bin ich sehr weltschmerzlich, meine arme Frau auch. Daher rascher Schluß.

Ergebenste Wünsche zum Geburtstage von den
Spitzers

Viel Glück zu neuem Schaffen und den Wunsch, es möge ein schöneres Österreich und ein glücklicheres Deutschland bald erstehen!


1 Heft 1 und 2 des Bandes 41 der Zeitschrift für romanische Philologie (1921) war Wilhelm Meyer-Lübke als Festband gewidmet. Spitzer spielt auf den Umstand an, daß Schuchardt in der Regel eher auf seine Kosten eigene kleine Festschriften drucken ließ, als sich an offiziellen Festschriften zu beteiligen; zu jener für Meyer-Lübke steuerte er allerdings überraschenderweise einen Beitrag bei: "Ecke, Winkel", s.o., 254-258.

2 Homenaje ofrecido a Menéndez Pidal. Miscelanea de estudios linguisticos e historicos. I-III. Madrid: Hernando 1925.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11039)