Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (214-10973)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Pörtschach

14. 09. 1919

language Deutsch

Schlagwörter: Wien Österreich

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (214-10973). Pörtschach, 14. 09. 1919. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.2044, abgerufen am 03. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.2044.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


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Pörtschach, 14. IX.

Verehrter Herr Hofrat,

Der Druckfehlerteufel weiß was er tut: er hat Ihren Namen unkenntlich gemacht (Schuchard) – weil wir Sie in dieser Zuschrift auch nicht wiedererkennen. Ich kann Ihnen nämlich den "höheren Blödsinn" der Frz. gegenüber dem Blödsinn Höherer – bei uns gegenüberstellen:

Ein Oberstleutnant der "österreichischen" Armee schreibt mir nach Bonne, ein Hauptmann nach Bonn Schweiz, ein deutscher Universitätsprofessor (Baist) an Dr. Schürr Klagenfurt Tschechoslovak. Republik.

Zweitens, wer ist schuld an der "österr. Republik" – Clémenceau oder unsere Zentralisten des alten Régimes, die behaupteten, Wien sei das Gehirn Öst.-Ungarns, und ihre Nachfolger, die das ominöse Wort "Österreich" in die offizielle Bezeichnung des Donaulandes aufnahmen?

Und drittens: wer ist ein fähiger Diplomat, Clémenceau oder Dinghofer?

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Pazienza – nicht mehr nötig, da Tappolet mir den Artikel zusandte zugleich mit der Versicherung, daß er sich "mit Überzeugung auf meine Seite stelle".

Leider können wir der Zugsverhältnisse wegen nicht über Graz kommen. Nächstes Jahr, aber dann sicher!

Ergebenste Grüße
Spitzer

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 10973)