Jan Baudouin de Courtenay an Hugo Schuchardt (57-00603) Jan Baudouin de Courtenay Wolfgang Eismann Bernhard Hurch Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.1884 57-00603 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 00603 Jan Baudouin de Courtenay Papier Brief 4 Seiten Krakau 1899-01-15 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Wolfgang Eismann Bernhard Hurch 2008 Jan Baudouin de Courtenay - Hugo Schuchardt. Korrespondenz Heidelberg Universitätsverlag Winter Wolfgang Eismann Bernhard Hurch 2014 Die Korrespondenz zwischen Jan Baudouin de Courtenay und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Jan Baudouin de Courtenay Krakau 1899-01-15 Hugo Schuchardt Poland Krakow Krakow 19.93658,50.06143 Korrespondenz Jan Baudouin de Courtenay - Hugo Schuchardt Korrespondenz Deutsch Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
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Krakau, d. 15/I. 1899. Ul. Pędzichów, 12. Hochgeehrter Herr Kollege!

Ich wußte nicht, daß Sie sich für solche Dinge interessiren können, und darum habe ich Ihnen meine Broschüre über die falschen Fassionen nicht geschickt. Jetzt sende ich Ihnen nicht nur diese Broschüre (Jeden z objawów moralności …) Baudouin de Courtenay, Jan. 1898. Jeden z objawów moralności oportunistyczno-prawomyślnej. Kraków: Gebethner i Wolff. , sondern noch einiges andere derselben Art. Vielleicht werden Ihnen meine „Цензурныя мелочи“ Baudouin de Courtenay, Jan. 1898. Cenzurnye „meloči“. I. Knjaz’ Bismark i gonenie „Slavjan“. Kraków: Gebethner i Wolff. nicht besonders gefallen, da ich dort von Bismarck und seinen Genossen mit keinem großen Respekt rede; es ist aber meine volle Überzeugung, und ich halte gerade Bismarck für einen der Hauptvergifter der öffentlichen Moral. – Die Broschüre Sylwetki polityczne stammt nicht von mir, sondern von meiner Frau Baudouin de Courtenay, Romualdę. 1897. Sylwetki polityczne. Ksiądz Stanisław Stojałowski, Ignacy Daszyński, Jakób Bojko, Jan Stapiński, Karol Lewakowski, etc. Kraków: Gebethner i Wolff . her. – Ich lege auch den „Slovanský Přehled“ Slovanský Přehled. Baudouins Beitrag Slováci a koruna sv. Štěpána erschien in den Heften des ersten Bandes des Slovanský Přehled, der 1898 und 1899 herauskam und zwar auf den Seiten 2-9 (1898); 73-78 (1898); 125-129 (1898) und 170-176 (1899) . bei, teils in ganzen Heften, teils in einzelnen Bogen mit meinen Aufsätzen. Der Aufsatz über die Slovaken kann deswegen interessant sein, da er im Zusammenhange mit meiner Reise zu den Slovaken steht, und diese Reise wird auch als Grund meiner Entlassung angegeben. Sie wurde nämlich als eine „panslavistische Agitation“ verschrieen, obgleich ich mich in Turčiansky Svätý Martin (Turócz Szent Márton) ausschließlich mit der slovakischen Sprache und dabei selbstverständlich etwas mit dem Folklore beschäftigte. Ich habe eine diesbezügliche Berichtigung auf Grund des § 19 in die „Wiener Allgemeine Zeitung“ geschickt, weiß aber nicht, ob diese edlen Herren es veröffentlichen werden. Eine Berichtigung in „Wiener Allgemeine Zeitung“ ließ sich nicht ermitteln. Es ist abscheulich, daß man sich mit diesem journalistischen Lumpenpack in der Art von Freitag’s Schmuck herumbeißen muß.

Die ministerielle Verordnung über meine Entlassung (d.h. über die Nichterneuerung des fünfjährigen Kontraktes) kam erst nach einer Fakultätssitzung, wo man mit 16 Stimmen gegen 6 principiell beschloß, mich hier zu behalten, und man nur eine Kommission zur Aufklärung einiger Punkte und überhaupt für Verhandlungen mit mir wählte. Man wollte nämlich von mir wissen, ob ich durch die Einwilligung zur Uebersetzung meiner Broschüre ins Deutsche keinen schlechten Absichten gegen die hiesige Gesellschaft den Ausdruck geben wollte. Es war eine Konzession für die Herren, die gegen mich aus „patriotischen“ (!!) Rücksichten raisonnirt hatten.

Durch die ministerielle Verordnung ist die ganze Sache in eine ganz andere Bahn eingeleitet worden. Es verlautet, die Fakultät (d.h. deren Majorität) wolle mich behalten; ob sie aber dazu eine genügende Energie und guten Willen haben wird, und ob das Ministerium sich überzeugen läßt, das ist wieder eine andere Frage. Die Fakultät versuchte noch, Baudouins Vertrag zu verlängern und den Lehrstuhl für Slawistik mit ihm zu besetzen, doch sowohl Baudouins Weigerung, sich wegen seiner Broschüre über die Falschen Fassionen (einen in Galizien unter Hausbesitzern üblichen Steuerbetrug, den er darin angeprangert hatte) bei den Galiziern zu entschuldigen, als auch sein Eintreten für die Slowaken und gegen die Magyarisierungspolitik führten dazu, dass das Wiener Ministerium mit Schreiben vom 5.7.1899 an den Statthalter Galiziens einer Verlängerung des Vertrages von Baudouin nicht zustimmte. (Vgl. dazu Mugdan 1984, 25ff mit weiterführender Literatur). – Ich rechne jedenfalls mit der ministeriellen Verfügung als mit einem fait accompli und thue entsprechende Schritte in Rußland, um dort eine Unterkunft zu finden

Mit verbindlichstem Gruße Ihr herzlich ergebener JBaudouin de Courtenay