Hugo Schuchardt an Jan Baudouin de Courtenay (50-356)
von Hugo Schuchardt
23. 07. 1895
Deutsch
Schlagwörter: Georgisch Baudouin de Courtenay, Jan (1895) Schuchardt, Hugo (1895)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Jan Baudouin de Courtenay (50-356). Graz, 23. 07. 1895. Hrsg. von Wolfgang Eismann und Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1862, abgerufen am 27. 03. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1862.
Graz, 23 Juli 1895
Hochgeehrter Herr Kollege,
Soeben empfange ich – zu meiner grössten Ueberraschung – Ihren dritten Band resianischer Texte und beeile mich Ihnen dafür verbindlichst zu danken. Nun, das ist reiches Material auch für den, der nicht speziell Slawist ist. Das wäre mir für mein Slawo-ital. von grossem Nutzen gewesen. Meine Recension Ihrer allgemein-sprachwissenschaftlichen Schrift ist noch immer in der Schwebe; ich will sie |2|auch in diese Ferien mitnehmen, um zu sehen ob ich nicht damit fertig werde.1 Das schwierige für mich ist dabei, eine bestimmte Stellung Ihren Ansichten und Ihrer Methode gegenüber zu gewinnen. Ich habe ähnliche Schwierigkeiten beim Arbeiten zu überwinden wie die S. IV und V von Ihnen geschilderten.2 Es reifen die Dinge auch sehr langsam bei mir. Da hilft eben nur rücksichtslose Concentration; so habe ich denn in den letzten Monaten alles Andere um des Georgischen willen |3|liegen gelassen. 3
Mit hochachtungsvollstem Grusse
Ihr ergebenster
HSchuchardt
1 Unseres Wissens bespricht Schuchardt keine Arbeit von Baudouin.
2 In seiner „Vorrede“ zu „Materialien zur südslavischen Dialektologie und Ethnographie“, St. Peterburg 1895, S. IV und V sieht Baudouin selbstkritisch den Grund für die lange Dauer bis zum Erscheinen dieser Publikation in seinem Mangel an Konzentration, seiner Pedanterie und fehlender Ausdauer.
3 Schuchardt, Hugo. 1895. Über das Georgische. Wien: Selbstverlag. (Brevier/Archiv 289)
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Archiv der Petersburger Akademie der Wissenschaften. (Sig. 356)