Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (145-10906)
von Leo Spitzer
an Hugo Schuchardt
24. 07. 1918
Deutsch
Schlagwörter: Luick, Karl Chamberlain, Houston Stewart Tobler, Adolf Haas, Wilhelm Spitzer, Leo (1918)
Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (145-10906). Wien, 24. 07. 1918. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1746, abgerufen am 03. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1746.
Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.
Wien, 24. VII.
Verehrter Herr Hofrat,
Dämpfen Sie bitte den Brodelkampf der völkischen Begeisterung – oder vielmehr der unvölkischen Begeisterung – nur 3 Tage. Ich reise am 28. ab und bis zum 27. ist mir der Reindruck versprochen. Wenn ich Ihnen die 2. Korrektur sendete, so hätten Sie – diesmal mehr als beim A.-Ch. – ein falsches Bild. Ich würde es sehr bedauern, wenn Sie nicht mich als Ventil benützen würden!
Luick sandte mir einen Artikel vom Jahre 1898 in der Ztschr.d.allg.dtsch.Sprachw. – wie überrascht war ich, als ich fand, daß er zweifellos die Quelle von Chamberlains Kriegsschwatz gebildet hat, wobei der Gewissenlose das Tatsächliche, das der Gewissenhafte brachte, ganz verunstaltet hat.
Meine Bonner |2|Antrittsvorlesung heißt "Syntaktische Methoden in der romanischen Sprachwissenschaft" und kragelt den Logiker Tobler sowie den Psychologen Haas ab, um den Stilisten Spitzer auf den Schild zu haben.
Beiläufig: nur als Privatdozent bin ich Ihnen fern, als Soldat bleibe ich weiter in Ihrer Nähe. – Also bitte, Herr Hofrat noch um 3 Tage Geduld!
Ergebenste Grüße
Spitzer