Rudolf Trebitsch an Hugo Schuchardt (1-11759)

von Rudolf Trebitsch

an Hugo Schuchardt

Wien

23. 04. 1907

language Deutsch

Schlagwörter: Österreichische Akademie der Wissenschaften (Wien) Phonographie Ethnologie, Anthropologie, Volkskunde Volksmusik Musikethnologie Naturhistorisches Museum (Wien) Kinematographie Kaiserliche Akademie der Wissenschaften (Wien) Phonogrammarchiv (Wien) Naturhistorisches Hofmuseumlanguage Kymrischlanguage Eskimo-aleutische Sprachenlanguage Grönländischlanguage Keltische Sprachen Wales Schuchardt, Hugo (1886)

Zitiervorschlag: Rudolf Trebitsch an Hugo Schuchardt (1-11759). Wien, 23. 04. 1907. Hrsg. von Bernhard Hurch (2009). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.171, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.171.

Printedition: Hurch, Bernhard (2009): Zum Verständnis und Unverständnis von Rudolf Trebitsch. Der Beitrag eines Ethnologen zur Baskologie. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Bd. 63., S. 5-70. http://schuchardt.uni-graz.at/id/publication/1027.


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Wien, 23/IV. 07

Sehr geehrter Herr Hofrath!

Im Auftrage der Kais. Akademie der Wissenschaften soll ich in diesem Sommer Wales und Irland bereisen um dort phonographische Aufnahmen der cymrischen (Keltischen) Sprache zu machen.1 Das Phonogrammarchiv hat mich beauftragt, mich an Sie geehrter Herr Hofrath wegen Einholung entsprechender Informationen zu wenden. (Ich habe, nebenbei bemerkt im Sommer |2|1906 eine Forschungsreise nach Westgrönland gewagt und dort unter anderm 70 wohlgelungene phonographische Platten mit Eskimogesängen und -Erzählungen versehen und glücklich nach Wien gebracht.)2 Ich möchte Sie nun bitten, mir folgende Fragen zu beantworten:

1.) Welche Orte wären in Wales zu diesem Zwecke aufzusuchen

2.) Welche Lieder oder Erzählungen gibt es, die sich für diesen Zweck eignen

3.) Wie verschafft man sich einen Dolmetsch und wer sollte das am besten sein, vielleicht |3|ein Lehrer, da ich des Cymrischen nicht mächtig bin, ebenso wie ich des Grönländischen nicht mächtig war?

4.) Was gibt es an Literatur die sich auf dieses Thema bezieht und die ich durchlesen müßte.

5.) Vielleicht könnten mir Herr Hofrath die betreffenden Fragen auch in bezug auf Irland beantworten?

Ich habe bereits Ihre Essay-Sammlung Keltisches und Romanisches mit großem Vergnügen gelesen.3 Ich sollte bei der Gelegenheit in diesen Gegenden auch für das naturhist. Hofmuseum ethnographisch sammeln. Und bitte, gibt es jetzt auch diese festlichen |4| Veranstaltungen in Wales, bei denen getanzt wird, die ich übrigens gerne mit einem Kinematographen, den ich mitnehmen würde, festhalten könnte?4

Bitte die Belästigung zu entschuldigen, aber Herr Hofrath wurden mir als der beste Fachmann in dieser Sache empfohlen.

Im vorhinein bestens dankend

Ihr ganz ergebener

Dr Rudolf Trebitsch

Wien VIII. Trautsohngasse 2.


1 Resultat dieser Reise wird sein: Rudolf Trebitsch: Phonographische Aufnahmen der irischen Sprache in Irland und einiger Musikinstrumente in Irland und Wales, ausgeführt von Dr. Rudolf Trebitsch im Sommer 1907, in: Anzeiger der phil.-hist. Kl. der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, 5, 1908 (=Berichte der Phonogramm-Archivs-Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien XII), S. 1- 17.

2 Diese Aufnahmen sind im Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften inventarisiert und wurden neuerdings in digitalisierter Form ediert. Der Reisebericht ist als RT, Bei den Eskimos in Westgrönland, Berlin 1910 , erschienen.

3 Der Titel lautet umgekehrt: Hugo Schuchardt: Romanisches und Keltisches. Berlin 1886 (Brevier/Archiv 185).

4 Kinematographische Aufzeichnungen sind nicht bekannt.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11759)