Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (105-10866)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Wien

24. 10. 1917

language Deutsch

Schlagwörter: Ettmayer, Karl von Richter, Elise Salvioni, Carlo Wien

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (105-10866). Wien, 24. 10. 1917. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1693, abgerufen am 18. 04. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1693.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


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Wien, 24. X.

Verehrter Herr Hofrat,

Ich kann nur wiederholen, was ich gesagt habe: Für mich ist E. ein Bauer mit neurasthenischen Allüren und Verrücktheiten (die Ihnen gegenüber ist nicht die erste, Frau Dr. Richter weiß noch andere aufzuzählen). Vielleicht hat ihn empört, daß Sie das Fließende der Mundartgrenzen aufzeigen, während er im jetzigen Augenblick die "unverrückbaren" Grenzen betont wissen möchte – aus ebenso "außerwissenschaftlichem Antrieb" wie Salvioni. Der ganze Fall zeigt, was es heißt, wann man den Bauer aufs Roß setzt, d.h. zum Universitätsprofessor macht. Ich habe E. nicht nach Wien gebracht, ich kann nichts für eine Assanierung des morschen universitären Bodens tun. Leid tut mir nur, daß Herr Hofrat sich durch solch ohnmächtiges Geschreibsel aufregen und in Ihrer Arbeitskraft |2|behindern lassen. Schade um die Zeit und die Ruhe, die Sie verbraucht haben, als Sie über dies traurige Dokument nachdachten!

Ergebenste Grüße
Spitzer

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 10866)