Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (95-11208)
von Leo Spitzer
an Hugo Schuchardt
Unbekannt
Unbekannt
Deutsch
Schlagwörter: Trombetti, Alfredo Grimm, Jakob (1834) Kabilinski, Fritz (1914)
Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (95-11208). Unbekannt. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1682, abgerufen am 05. 06. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1682.
Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.
"Urverwandtschaft" ist, wenigstens bei literarischen Gleichförmigkeiten, schon gebraucht worden: von Grimm in seinem Reinhard Fuchs 18321 (vgl. Kabilinsky Jakob Grimm als Romanist S.24)2: er erwägt drei Möglichkeiten der "rätselhaften Übereinstimmungen" (zwischen orientalischen und deutschen Tiersage-Fassungen):
1) mündliche Fortpflanzung
2) Urgemeinschaft der Völker
3) spätere Entlehnung
1) und 3) sind für uns Linguisten = der "unmittelbaren Erborgung" Grimms (wobei 1) die Wellentheorie, fallen also zusammen, die Zufallstheorie, die Trombetti am meisten Beschwer verursacht, ist gar nicht in Erwägung gezogen: 2) wird von Grimm so formuliert: "Niemand wird in der Brunnengeschichte, in der von kranken und furchtsamen Löwen, in der vom gefärbten Fuchs einen wirklichen Zusammenhang zwischen morgenländischer und deutscher |2|Überlieferung mißkennen. Nur folgt darauf wieder nicht die Zulässigkeit einer äußerlichen Herleitung dieser von jener, vielmehr eine auf Urverwandtschaft des indischen und deutschen Volksstammes gestützte Ähnlichkeit."
Ergebenst
Sp.
1 Jakob Grimm, Reinhart Fuchs. Berlin: Reimer 1834 (nicht 1832).
2 Fritz Kabilinski, Jakob Grimm als Romanist. Ein Beitrag zur Geschichte der romanischen Philologie in Deutschland. Gleiwitz: Neumann 1914.