Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (82-10844)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Wien

02. 06. 1917

language Deutsch

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (82-10844). Wien, 02. 06. 1917. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1669, abgerufen am 25. 03. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1669.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


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Wien, Sonntag

Verehrter Herr Hofrat,

Wenn ich recht verstehe, so leiten Sie assentieren von assentire ab: könnten Herr Hofrat mir darüber Ihre Ansicht ausführlicher mitteilen? Vor allem, wie Sie sich das Verhältnis zu aital. assentarsi denken!

Sie sind mit der Durchdringung des Ltbl. mit "höherer Literatur" einverstanden. Meine liebenswürdigen Fachkollegen gleichen Alters werden aber in die Hände klatschen: "Der Spitzer – natürlich – wir haben's ja immer gewußt: ein Feuilletonist!"

Den Realisten-Satz kann ich nicht nachlesen, weil ich kein Separatum mehr habe, würde ihn aber auch dann nicht verstehen – weil nichts einem nach kurzer Zeit so fremd wird wie ein eigener Artikel oder eine Frau, die unser "eigen" geworden ist…

Ich lese jetzt mit Genuß Heinrich Winklers "Zur Sprachgeschichte".1 Wie traurig, daß man Werke aus dem Jahre, in dem man geboren ist (1887!), erst 1917 liest!

Ergebenste Grüße
Spitzer

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1 Heinrich August Winkler, Zur Sprachgeschichte: Nomen, Verb und Satz, Antikritik. Berlin: Ferdinand Dümmlers Verlagsbuchhandlung 1887.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 10844)