Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (69-10831)

von Leo Spitzer

an Hugo Schuchardt

Wien

08. 04. 1917

language Deutsch

Schlagwörter: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur Zeitschrift für den deutschen Unterrichtlanguage Französischlanguage Deutsch Schuchardt, Hugo (1917)

Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (69-10831). Wien, 08. 04. 1917. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1656, abgerufen am 28. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1656.

Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.


|1|

Wien, 8. IV. 1917

Verehrter Herr Hofrat,

Eine schwierige Frage: es handelt sich hauptsächlich um den Sprachkreis, den Ihr Milz-Nachtrag1 interessiert: wenn das Französisch, so am besten Zeitschr.f.franz.Spr., wenn das Deutsche, so vielleicht Zeitschr.f.d.deutschen Unterricht, wenn beide, doch noch immer Archiv. Ich persönlich arbeite nur für Archiv und Behrens' Ztschr. (außer Rezensionen).

Die romanischen Etymologien ermöglichen eine Mikroskopie, die ebenso "unendlich" ist wie das Panorama, das die allgemeine Sprachforschung bietet. Das Unendlich-Kleine ist ebenso schön wie das Unendlich-Große. Daher ziehen mich persönlich die romanischen Etymologien so an: man findet so viele Anhaltspunkte im Realen und verliert nicht so leicht den Boden unter den Füßen. Man vergleiche nur etwa, was alles|2| bei dem so sachlichen Walde (oder gar bei Bernebber!) für semantisch möglich gehalten wird, mit dem bei uns Üblichen!

Ergebenste Grüße
Spitzer


1 Der Artikel "Zu den romanischen Benennungen der Milz", in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie der Wissenschaften erschienen (156-170), hat eine Berichtigung ebd., S. 840.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 10831)