Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (68-10830)
von Leo Spitzer
an Hugo Schuchardt
02. 04. 1917
Deutsch
Schlagwörter: Magyar Nyelvör Gamillscheg, Ernst Jud, Jakob Meyer-Lübke, Wilhelm Kőrösy, Jozsef von Gamillscheg, Ernst (1912)
Zitiervorschlag: Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (68-10830). Wien, 02. 04. 1917. Hrsg. von Bernhard Hurch (2014). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1655, abgerufen am 30. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1655.
Printedition: Hurch, Bernhard (2006): Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt. Berlin: Walter de Gruyter.
Wien, 1. IV.
Verehrter Herr Hofrat,
Vielen Dank für die "Milz", die eine Menge schöner Dinge (situ, meca und die Parallelen zu den roman. Wörtern) enthält. Als Randglosse fällt mir nur ein, daß ein "Bauch des Beines" auch von Gamillscheg auf einer der ersten Seiten seiner Monographie von Lusern1 erwähnt wird (natürlich als Romanismus), ferner, daß Pflaume wohl von προυμοη aus sein m hat (Jud). Was ist also rate? Ferner, wie erklärt man eigentlich altital. usignuolo, deutsch vögeln in der bekannten obszönen Bedeutung? Ich glaube übrigens, daß die Etymologie von rat 'Ratte' selbst noch zu finden ist (das bei M-L. stehende befriedigt nicht), dann ließe sich vielleicht auch rate deuten.
Ergebenste Grüße
Spitzer
Vortrag über "Sprachminderung" gehalten. Haben Herr Hofrat Körösi's Entgegnung in Magy. Nyelvör gelesen?
1 Ernst Gamillscheg, Die romanischen Elemente in der deutschen Mundart von Lusern. Halle a.S.: Niemeyer 1912.