Leo Spitzer an Hugo Schuchardt (30-10792) Leo Spitzer Bernhard Hurch Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.1600 30-10792 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Österreich Steiermark Graz Karl-Franzens-Universität Graz Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen 10792 Leo Spitzer Papier Karte (Postkarte) 2 Seiten Wien 1916-07-31 Hugo Schuchardts wissenschaftlicher Nachlass (Bibliothek, Werkmanuskripte und wissenschaftliche Korrespondenz) kam nach seinem Tod 1927 laut Verfügung in seinem Testament als Geschenk an die UB Graz. Bernhard Hurch 2006 Leo Spitzers Briefe an Hugo Schuchardt Berlin Walter de Gruyter Bernhard Hurch 2014 Die Korrespondenz zwischen Leo Spitzer und Hugo Schuchardt Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Leo Spitzer Wien 1916-07-31 Hugo Schuchardt Wien-Fluss 16.38409,48.2088 Korrespondenz Leo Spitzer - Hugo Schuchardt Korrespondenz Magyar Nyelvör Dankschreiben Bittschreiben Publikationsversand Verlagsbuchhandlung Leuschner & Lubensky Publikationsvorhaben Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/
Wien Cottage Sanatorium, Montag Verehrter Herr Hofrat,

Dank für die rasche Übersendung der Broschüren und Ihre guten Wünsche. Ihre gemäßigte Haltung dem Purismus gegenüber freut mich, da ich gegen die Bilderstürmerei gegen alles Fremde, die mit dem Scheibeneinhauen auf einer Stufe steht, in meiner Schrift lebhaft polemisiere. Diese ist nun schon etwa 20 kleinbeschriebene Konzeptpapier Seiten lang, geißelt vor allem die im Kriege herrschende Begriffsverwirrung und stellt sich auf einen rein international-pazifistischen Standpunkt. Ich sehe daher vollkommen von einer Parteinahme gegen irgend einen Staat ab, wie Sie z.B. gegen England auftreten. Ich erblicke übrigens im Engländertum eine geringere Gefahr als im Franzosentum, das engl. Fremdwort ist ja bei uns weder so vertrübt noch so populär. Daß Sie die deutschen Frauen zur Mitarbeit am 'Reden', nicht 'Parlieren' auffordern, ist sehr schön: leider sind die Frauen im Denken noch mehr militarisiert als die Männer, ihre sexuellen Instinkte sind durch den Krieg aufgepeitscht – die vom Mitleid patronisierte Gefangenenliebe ist mir noch sympathischer als die von der Grausamkeit und der Freude am Blut und am Manneskörper eingegebene Pflege-Manie – , daher sie sehr viel Schuld an der Begriffsverwirrung haben. – Die zweite Abhdlg. über die Personennamen ist, wie ich glaube, unwiderlegbar: ein hübsches Beispiel für Ihre These ist James - Jacques - Jakob - Kobi, die in ganz verschiedenen deutschen Milieus gebräuchlich sind und sie daher evozieren.

Nun machen Herr Hofrat mir lange Zähne auf einen Nachtrag im Nyelvör und in der 1914-Abhandlung H.S., Deutsch gegen Französisch und Englisch. Graz: Leuschner & Lubensky 1914. finde ich noch einiges zitiert, was mich interessierte: "Weltsprache und Weltsprachen" H.S., "Weltsprache und Weltsprachen". An Gustav Meyer. Straßburg: Trübner 1894. , "Zur Wahl einer Gemeinsprache" H.S., "Zur Frage einer künstlichen Gemeinsprache", in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung (Augsburg/München) 107 (1907): 259-261. , "Französisch und Englisch" – dürfte ich das alles erbitten, außerdem sonstige Kriegsliteratur aus Ihrer Feder (das über die Portugiesen, "Ein bischen Philologie" besitze ich). Denken Sie, mit welcher Freude ein Rekonvaleszent derlei Leckerbissen verschlingt!

Der Boche-Artikel von Frau Dr. Richter ist fertig. Sie nimmt, wie ich glaube, eine Konvergenz zweier Etyma an. Ich finde dies ganze Beginnen illusorisch – die schwerst zu etymologisierenden Wörter sind ja die zeitgenössischen. Nun noch eine Frage: Glauben Herr Hofrat, daß Ihr Grazer Verleger mir meine "Krieg und Sprache"-Broschüre, die wie gesagt sowohl gegen die Entente – als gegen unsere Blätter Ausfälle macht, auf Ihre eventuelle Vermittlung hin, die ich dann erbitten würde, zum Druck annehmen würde?

Ergebenste Grüße und innigen Dank Spitzer