Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (298-s.n.)
von Hugo Schuchardt
04. 09. 1913
Deutsch
Schlagwörter: Revue internationale des études basques Lacombe, Georges Winkler, Heinrich
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (298-s.n.). Graz, 04. 09. 1913. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1469, abgerufen am 07. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1469.
Graz 4. 9. '13
Lieber Freund
Ich fühle mich zwar in dieser ganzen Zeit noch weniger wohl als sonst und auch seelisch sehr deprimiert, muß Ihnen aber doch einige Zeilen schreiben. Lacombe nämlich, dem ich einen langen Brief und außerdem Bemerkungen über den Atlas nach Biarritz schickte, scheint nicht wie er beabsichtigte, Ende August dorthin zurück|2|gekehrt zu sein. So werden Sie wahrscheinlich auch meine Entschuldigung wegen der vorzeitigen Versendung der Sonderabzüge noch nicht durch Ihn erhalten haben. Ich habe so wenig Vertrauen in die Zukunft, denke kaum von heute auf morgen und deshalb bin ich in allem allzu ungeduldig.
Ich erhalte eben einen Brief von H.Winkler, sehr höflich in der Form, aber — ohne daß er es selbst zu ahnen scheint — sehr wenig höflich dem Inhalt nach.1 Er versichert auch daß |3|seine Überzeugung ... ”heute unerschütterlicher sei als je”. Das ist gerade so als wenn jemand der andrer Meinung ist als ich, im Gespräch das mit einem Faustschlag auf den Tisch bekräftigen wollte. Es wäre doch gut, und vielleicht könnten Sie ihn dazu bestimmen wenn er irgendwelche Proben für seine “Überzeugung” zum Besten gäbe. Diskussion ist die Vorbedingung alles wissenschaftlichen Fortschrittes. Wenn aber Winkler die “ungeahnten Aufschlüsse” die ihm ein dreiwöchiger Aufenthalt im Basken|4|land gegeben hat, vorderhand und für längere Zeit in seinem Busen verwahren will, so wird er dann wahrscheinlich mich nicht mehr vorfinden der ihm Einwendungen machen könnte. Da sein Vortrag in der RBa erscheinen wird, so wäre ja die Gelegenheit die allerbeste in einem Epilog auf die Errungenschaften die ihm sein Besuch eingetragen hat, hinzuweisen.2
Daß eine so reiche Phonogramm-ernte stattgefunden hat freut mich sehr. Ich werde davon erst, wenn überhaupt, im nächsten Mai einen Genuß haben.
Mit herzlichstem Gruß
Ihr erg.
HSchuchardt
Beste Grüße an DrTrebitsch.
|5|1 En esta carta ( 12845 del legado H. S. en Graz) Winkler anuncia una estancia larga en el País Vasco para comprobar sus teorías vasco-caucásicas que pretende basar no sólo en criterios lingüísticos sino tambien en características raciales.
2 Winkler (1914-1917).
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)