Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (285-s.n.)
von Hugo Schuchardt
25. 06. 1913
Deutsch
Schlagwörter: Revue internationale des études basques Spanisch
Französisch Karras, Ehrhardt Lacombe, Georges Winkler, Heinrich Winkler, Heinrich (1917)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (285-s.n.). Graz, 25. 06. 1913. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1462, abgerufen am 05. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1462.
Graz, 25. 6. 1913
Lieber Freund.
Obwohl ich in dieser ganzen Zeit mich sehr wenig wohl fühle und äußerst abgespannt und wirr im Kopf bin, sehe ich mich doch genötigt Ihnen sofort zu schreiben, nachdem eine Sendung von Karras nun eben Angenehmes und Unangenehmes mitteilt. Entschuldigen Sie mich daß ich auch dieses mal Ihnen nicht spanisch oder französisch schreibe, ich habe eben nicht die Kraft dazu.
Vor allem bin ich sehr erschrocken daß Karras Ihnen mitteilen will "er werde mein Mskr. nicht wieder Ihnen senden, sondern in der Druckerei behalten". Wie Ihnen, so habe auch ihm ich zu verstehen gegeben daß Sie in der Sache zu entscheiden haben, daß Ihnen das Mskr. zur Verfügung steht, daß |2|mein Schritt nur ein vorläufiger war der keinen Eingriff in Ihre Rechte darstellt.
Ferner bin ich sehr erschrocken über die 64 Seiten; ich hatte auf etwa die Hälfte gerechnet. Nun ist der Druck allerdings sehr weit; ich habe sofort an den engeren gedacht aber da stellt sich eine neue Schwierigkeit entgegen. Karras hat mir gleichzeitig eine Liste seiner Akzenttypen (d.h. der Lettern mit diakritischen Zeichen, ñ, ń, h͏̮ usw.) geschickt. Er hat sie bloß in zwei Größen: Korpus Kursiv und Petit Kursiv und die erstere ist diejenige die dem vorgelegten Druck entspricht. Das Petit Kursiv enthält aber weit weniger Akzenttypen als das Korpus Kursiv, z.B. nur h͏̭ gegenüber ?, ɦ͏̭, h͏̣, und ich brauche h͏̣ und ɦ͏̭.
64 Seiten würden für ein Heft wohl zu viel sein; anderseits |3|ist eine Teilung in zwei Artikel auch mißlich; es wird die Übersicht gehemmt usw. Was seufze ich wenn ich solche halbierten Listen zu Rate ziehen muß (das Furchtbarste in dieser Art ist das unendlich zerstückelte Dechepare Wörterbuch von Stempf in der R. de Ling.)1. Also müßte der Beitrag auf später aufgehoben werden, was mir schon deshalb nicht angenehm wäre, weil ich dann wahrscheinlich viel Zusätze bezw. Korrekturen machen würde — entre coupe et lèvres geschieht bei mir immer sehr viel.
Ich bitte, entscheiden oder raten Sie!
Ich will Karras ersuchen für mich die ersten 7 Seiten in der gewöhnlichen Größe setzen zu lassen, das Wortverzeichnis könnte ja dessenungeachtet in kleineren |4|Typen gesetzt werden. Der Grund der mich bestimmt ist dieser. Herr Lacombe schrieb mir, H. Winkler wollte bei Ihnen einen Vortrag gegen die uralaltaische Theorie halten.2 Das ist an und für sich recht überflüßig; vermutlich aber wird ihm das nur das Gewand sein, in welches er die Darlegung seiner Prinzipien hüllen will. Nun wäre es aber sehr gut wenn er mit meinen Prinzipien genau bekannt würde — er mag sie bekämpfen, das dient der Forschung. Auf jenen 7 Seiten, nämlich der Einleitung, habe ich mich ausführlich darüber ausgesprochen.
Ich muß schließen, und bitte Sie sich durch meine Initiative in keiner Weise gebunden zu betrachten, sondern alles nach Maßgabe der Interessen der Revue zu ordnen.
|5|
1 El „Glossar zu Bernard Dechepare's Baskischen Poesien …“ de V. Stempf se publica en RLPhC entre los años 1887 y 1893 en 17 entregas. Más recientemente Altuna (1979).
2 Sobre este asunto H. Winkler publicará „La langue basque et les langues ouralo-altaïques“, RIEV 8 (1914-1917): 282-323.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)