Antonio Griera y Gaja an Hugo Schuchardt (09-03979)

von Antonio Griera y Gaja

an Hugo Schuchardt

Barcelona

11. 05. 1922

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basques Universitätsbibliothek Graz Universität Jena Universität Wien Universität Bonnlanguage Baskisch Meyer-Lübke, Wilhelm Bonn Schuchardt, Hugo (1922) Schuchardt, Hugo (1922)

Zitiervorschlag: Antonio Griera y Gaja an Hugo Schuchardt (09-03979). Barcelona, 11. 05. 1922. Hrsg. von Marlene Ulbing (2013). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1446, abgerufen am 27. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1446.


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Verehrter Meister

Ich habe die schöne Abhandlung Zur Kennis des Baskischen von Sara1 erhalten und danke ich Ihnen bestens. Ich habe mit grosse Interesse ihre Darlegungen verfolgt und sie haben mich mehr zum Beschlus gebracht dass ich eine Zeit in Baskenland leben muss um das Baskische gründich kennen zu lernen.

Was mir etwas zu bedenken gebracht hat sind ihre Ausserungen über die Mundartengrenzen. Ich stimme zu dass das Wort Mundart ist |2| kein wissenschaftlicher Ausdruck aber es komt mir etwas schwer anzunehmen dass es gibt keine Mundartengrenzen und infolgedessen Sprachgrenzen. Im nächsten Butlletí de Dialectologia werden wir eine Arbeit2 herausgeben in welchen die Ubereinstimmung der ostkatal. und westkatalanischen Sprachgrenze mit eine Reihe Sachgrenzen übereinstimt: Dreschverfahren, die Form der Strohhaufen, die Art des Bautes des Bodens, undsw. so dass es wir haben eine Sachen und Wörtergrenze. Anderseits ich habe bemerkt dass das valenzianische hört auf nach Norden in Sagunto wo eine vorrömische Grenze war wo noch heute mit kleine Abweichungen die |3| grenze des Bistums Tortosa und València lauft. Anderseits ich behaupte das bis jetz al man eine Sprachgrenze zihen wollte man schenkte die ganze Aufmerksamkeit auf die Laut und Formenlehre und man vernachlessigte die Wortgrenzen die verschiedene Kulturgrenzen und Kulturströmungen wiedergeben.

Auch ihre Aufsatz Heimsches und fremdes Sprachgut3 im RIEV4 habe ich mit grosse Freude gelesen.

Als ich letztens in Bonn und in Zürich war habe ich die Korrecturen ihres Brevieres gesehen und ich warte mit Begierde das |4| Exemplar welches in der nächsten Tagen erhalten muss.

Auch wäre ich Ihnen sehr dankbar wenn das kleine Aufsatz für das Butlletí de Dialectologia Catalana erhalten könnte. Haben Sie vieles entziefern können von der Inschrift von Alcoy.

Prof. Meyer-Lübke5 war hier in Barcelona und hat sechs Vorträge gehalten; auch er war in Madrid, Salamanca und Bilbao um weitere Vorträge zu halten.

Mit herzliche Grüsse

Ihr

A. Griera

Barcelona, 11-V-22


1 H. Schuchardt (1922c; Archiv-/ Breviernr. 748).

2 A. Griera y Gaja (1923b) .

3 H. Schuchardt (1922b; Archiv-/ Breviernr. 749).

4 Revista Internacional de los Estudios Vascos. Die Zeitschrift wurde 1907 von Julio de Urquijo gegründet, welcher von 1906 bis 1926 mit H. Schuchardt korrespondierte. Sowohl die Briefe von Urquijo (12007-12250) als auch die Gegenbriefe befinden sich im Archiv der Universitätsbibliothek Graz.

5 Wilhelm Meyer-Lübke (1861-1936) war ein Romanist und Sprachwissenschaftler aus der Schweiz, der an den Universitäten von Jena, Wien und Bonn lehrte. Meyer-Lübke und H. Schuchardt korrespondierten von 1884 bis 1925. Die Briefe von Meyer-Lübke (07223-07293) befinden sich im Archiv der Universitätsbibliothek Graz, jedoch die Gegenbriefe konnten bisher nicht ermittelt werden.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 03979)