Hugo Schuchardt an Graziadio Isaia Ascoli (177-B29_8)
von Hugo Schuchardt
23. 12. 1903
Deutsch
Schlagwörter: Trombetti, Alfredo
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Graziadio Isaia Ascoli (177-B29_8). Graz, 23. 12. 1903. Hrsg. von Klaus Lichem und Wolfgang Würdinger (2013). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1328, abgerufen am 07. 12. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1328.
Graz, 23 Dez. 1903
Verehrter Freund,
Verzeihen Sie wenn ich Ihnen erst heute etwas ausführlicher schreibe; ich war in den letzten Wochen leidend (Magen und Nerven). Wir haben aber auch ein grauenhaftes Wetter, seit einer Ewigkeit war kein sonniger Tag.
Ich bin mit Ihnen ganz einverstanden, nämlich darin dass wir unsere Urteile miteinander vergleichen, bevor wir sie der Kommission unterbreiten. Aber wir werden es doch nicht machen wie beim |2|Kriegsgericht, wo der Grünste, d. h. der Jüngste zuerst seine Stimme abzugeben hat? Den ganzen Umständen nach bin ich ja nur als ein Anhängsel von Ihnen zu betrachten. So viel kann ich allerdings schon jetzt sagen dass mein anfängliches aus Trombettis Briefen an mich (die gedruckten inbegriffen) gewonnenes Urteil bis jetzt keine wesentliche Änderung erfahren hat. Ich sehe nur eine grosse Schattenseite: die Wahl des Themas.
Wann werden die beiden andern Bände mir zugestellt werden können? Ich erlaube mir wiederum eine solche Frage, weil ich vielleicht im Februar verreise um längere Zeit im Mittelmeer zu kreuzen (Algier, Gibraltar, Nizza). |3|Aber entschieden ist noch Nichts; Alles entscheidet sich - meinem Alter und meinem Befinden gemäss - erst im letzten Augenblick.
T.1 hat wohl eine reiche Partie gemacht?2 Er hätte auch nur diese Verbindung anzeigen sollen; vielleicht hat er aber gedacht, ich würde dadurch zu seinen Ungunsten beeinflusst (er wird vermutlich von dem Anteil wissen den ich an der Sache habe). Nun, ich hoffe dass wenn sonst jeder seines Glückes Schmied ist, in diesem Fall die Frau des Mannes szerencséjének kovácsa3 sein wird.
Ich wünsche Ihnen, wie zu jeder Zeit, so auch zu dieser rite dazu bestimmten, von Herzen Alles Gute und Schöne.
Ihr alter treu ergebener
H SCHUCHARDT
2 Schuchardt bringt wieder einmal etwas durcheinander; vgl. 174-00329 und 178-00331.
3 Glückes Schmied.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Biblioteca dell'Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana www.lincei.it. (Sig. B29_8)