Hugo Schuchardt an Graziadio Isaia Ascoli (149-B26_25) Hugo Schuchardt Klaus Lichem Wolfgang Würdinger Institut für Sprachwissenschaft, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY-NC 4.0 2022 Graz o:hsa.letter.1298 149-B26_25 Hugo Schuchardt Archiv Herausgeber Bernhard Hurch Karl-Franzens-Universität Graz Italien Latium Rom Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana Biblioteca dell'Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana B26_25 Hugo Schuchardt Papier Brief 4 Seiten Gotha 1898-07-26 Klaus Lichem Wolfgang Würdinger 2013 Die Korrespondenz zwischen Hugo Schuchardt und Graziadio Isaia Ascoli Hugo Schuchardt Archiv Bernhard Hurch

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Hugo Schuchardt Archiv

Das Hugo Schuchardt Archiv widmet sich der Aufarbeitung des Gesamtwerks und des Nachlasses von Hugo Schuchardt (1842-1927). Die Onlinepräsentation stellt alle Schriften sowie eine umfangreiche Sekundärbibliografie zur Verfügung. Die Bearbeitung des Nachlasses legt besonderes Augenmerk auf die Erschließung der Korrespondenz, die zu großen Teilen bereits ediert vorliegt, und der Werkmanuskripte.

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Hugo Schuchardt Gotha 1898-07-26 Graziadio Isaia Ascoli Germany Gotha Gotha 10.70193,50.94823 Korrespondenz Hugo Schuchardt - Graziadio Isaia Ascoli Korrespondenz Archivio glottologico italiano Wissenschaft Sprachwissenschaft Brief Deutsch
Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Biblioteca dell'Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana www.lincei.it. Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Biblioteca dell'Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana www.lincei.it. Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Biblioteca dell'Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana www.lincei.it. Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Biblioteca dell'Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana www.lincei.it.
Gotha, Siebleberstr. 3326 Julo 98. Verehrter Freund,

Leider habe ich die "bosse" der Daten im erdenklich geringsten Grade; Avoir la bosse de: Talent, Begabung für etwas haben. sonst würde ich Ihnen zu Ihrem 69. Geburtstag ein angenehmes Geschenk und jedenfalls meinen herzlichsten Glückwunsch über­sandt haben.

Was nun Ihre "allegra confutazione"Dieses und die folgenden Zitate stammen allesamt aus dem Brief AS112. anlangt, so haben Sie mit Recht befürchtet, Sie könne mir missfallen. Auch in der Gestalt eines Briefes hat sie mich tief verletzt. Und zwar deshalb, weil, wie schon aus Ihrem leidenschaftlichen Ton hervorgeht, Sie selbst verletzt sind, Sie mir also Schuld geben dass ich Sie entweder mit Absicht oder aus Ungeschicklichkeit verletzt habe. Nehmen wir das Letztere, das weniger Schlimme an. Sie beklagen sich über meinen " modo di discutere intorno a simili inezie". Ich falle aus den Wolken; die Dinge die Sie aus meinen paar Bemerkungen herauslesen, scheinen mir "dipendere dai brindisi della sera innanzi". Zwar habe ich den Text der Ztschr. Hugo Schuchardt: Astur. "cabo"?, in: ZRP 22 (1898), 394-397 (SB 330). nicht vor mir; aber ich bin mir bewusst so sachlich wie nur möglich gesprochen zu haben, so gänzlich Allem Persönlichen fern geblieben zu sein - und Sie fas­sen jedes Wort darin als persönlich auf. Sie müssen doch Jedem das Recht lassen sich so auszudrücken wie es ihm passend erscheint, mir scheint es passend zu sein etymologische Dinge möglichst trocken und ge­drängt zu behandeln, ich will weder bescheiden noch anmassend sein, ich will weder Andere für unfehlbar halten noch mich selbst. Ort und Zeit versagen es mir auf die Dinge selbst einzugehen; ich will ja gern zuge­ben dass ich mich in dem oder jenem geirrt haben mag; auf stioro und pugnóro habe ich gleich anfangs kein Ge-wicht gelegt, und vielleicht hat mich Meyer-Lübke Vgl. dazu: Wilhelm Meyer-Lübke: Grammatik der romanischen Sprachen, 2. Band: Formenlehre, Leipzig, 1894, 51 .hier irregeführt, wie Sie mit astur.cabo G. I. Ascoli: Figure nominativali, in: AGI 13 (1892-94), 280-298 . Vgl. v. a. 294 f.. Aber darum handelt es sich für jetzt nicht, sondern ob ich in der Form (wie nach Meyer-Lübkes kürzlich ausge­sprochener Ansicht bei einer andern Gelegenheit in der Sache) "die Grenzen des Erlaubten überschritten habe". Wilhelm Meyer-Lübke: Etymologien, in: ZRP 20 (1896), 529-535 . Vgl. 530: [Was eine etymologische Ableitung von Hugo Schuchardt betrifft] ... "übersteigt doch wohl die Grenzen des Erlaubten.".

Wie kann es Ihnen denn einfallen auch nur im Scherze zu behaupten, dass ich dem "Leser", dem "armen Leser" eine ungünstige Vorstellung von Ihnen (als einem "imbecille catedratico italiano", " povero professore milanese" u.s.w.) beizubringen beabsichtige! Wenn Sie von meinen Aeusserungen über cosliere Hugo Schuchardt: Bol. "cuslir" u.s.w. } "coc(h)learium", in: ZRP 22 (1898), 398 (SB 332). von meiner Erklärung von toccare Hugo Schuchardt: Ital. "toccare" u.s.w., in: ZRP 22 (1898), 397 (SB 331). als "fin de siècle" reden, so hätte ich einigermassen Recht zu glauben dass Sie mich als Decadenten und Degenerirten betrachten; aber wo habe ich mir denn über Ihre Aeusserungen und Erklärungen einen nur entfernt ähnlichen Ausdruck erlaubt?Schuchardt bezieht sich auf Ascolis Artikel zu den beiden obengenannten Etymologien: G. I. Ascoli: Due parole d'anticritica, in: AGI 14 (1898), 469-472 und antwortete darauf mit folgendem Artikel: Hugo Schuchardt: Toccare - caporale - cuslir, in: ZRP 23 (1899), 331-333 (SB 338). Wenn irgend Jemand, so bin ich davon überzeugt, dass man schwierige etymologische Probleme nicht mit wenigen Worten erledigen kann; die Bemerkungen die ich der Zeitschrift zuschicke, sollen die Lösung der Pro=bleme nur irgendwie fördern, sie setzen als bekannt voraus was vorher über denselben Gegenstand geschrieben worden ist, und vor Allem die Artikel des Arch. gl. it. auf die sie sich beziehen, sodass eine Irreführung des Lesers über den Charakter derselben schon aus diesem Grunde unmöglich sein würde. Sie machen mir sogar zum Vorwurf dass ich nicht gewusst oder mir gedacht habe dass Sie schon im Tramater die Etymologie caporale } cápora gelesen haben, dass Sie aus den und den Gründen es nicht für nöthig gefunden haben davon zu reden u.s.w.; diese ausdrücklichen Worte von Ihnen gelten doch wohl eher einem "imbecille catedratico stiriano", als mein Still­schweigen einem "imbecille catedratico italiano". Und die ' ironia contro l'onesta ricerca' wo ist sie?

Es ist mir ganz unverständlich, warum Sie einer Erörterung über die Herkunft dieses oder jenes Wortes eine persönliche Färbung geben wollen. Wie sehr ich Sie schätze und verehre, das wissen Sie, das wissen Alle; ich halte es für überflüssig dies bei jeder Gelegenheit von Neuem zu versichern, und selbst dann wenn ich mir gestatte andrer Meinung zu sein wie Sie. Ich denke nicht dass im Laufe der dreissig Jahre während deren ich die Freude habe Sie zu kennen, wir in irgend einen ernstlichen Zwiespalt gerathen sind. Im vorliegenden Falle aber handelt es sich wie Sie ja selbst sagen, nicht mehr um inezie und ich bitte Sie dringend, Ihren Brief sorgfältig wieder durchzulesen und zu erwägen welchen Eindruck die darin ge­brauchten Worte auf mich machen müssen. Glauben Sie dass an keiner Freundschaft mir mehr liegt als an der Ihrigen.

Ihr H. SCHUCHARDT.