Othmar Schroefl an Hugo Schuchardt (05-10267)
von Othmar Schroefl
an Hugo Schuchardt
01. 02. 1922
Deutsch
Zitiervorschlag: Othmar Schroefl an Hugo Schuchardt (05-10267). Wien, 01. 02. 1922. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2024). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.12331, abgerufen am 20. 07. 2025. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.12331.
Wien, 1.II.1922
Hochverehrter Herr Hofrat,
Anlässlich Ihres achtzigjährigen Geburtstagfestes erlaube ich mir Ihnen, sehr verehrter Herr Hofrat, meine ehrerbietigsten Glückwünsche zu entbieten.
Mögen Sie bei voller, geistiger und körperlicher Frische eines schönen Lebensabends erfreuen.
Die ungünstigen wirtschaftlichen und politischen Zustände sind allerdings wenig dazu angetan, uns das Leben zu erheitern, doch glaube ich mit etwas |2| Idealismus und Zufriedenheit auch diese Krise zu überdauern.
Ich bin seit zwei Jahren in das „Oesterreichische Verkehrsbureau“ eingetreten, wo ich heute die Stelle eines Disponenten bekleide und bin so gewissermaßen der drückendsten Existenzsorgen enthoben.
Wie oft erinnere ich mich meines unglücklichen Kollegen und Freundes Walter Nedwed1, den auch Sie, Herr Hofrat, so lieb gewonnen hatten; sein Tod ging mir tief zu Herzen.
Genehmigen Sie, Herr Hofrat, mit dem Ausdruck |3| meiner vorzüglichen Hochachtung meine tiefe Ergebenheit
Ihr
Dr Otmar Schroefl
1 Walter Nedwed (1891-1916), Sohn eines Grazer Notars, ab 1912 Romanistikstudium in Zürich, im Ersten Weltkrieg gefallen.- Vgl. HSA 07732-07746.