Hugo Schuchardt an Gaston Paris (157-24457)

von Hugo Schuchardt

an Gaston Paris

Graz

18. 07. 1900

language Deutsch

Schlagwörter: Bibliothèque de l'Arsenal Funck-Brentano, Frantz Vinson, Julien Paris, Marguerite Paris Darmstadt Vinson, Julien (1896)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Gaston Paris (157-24457). Graz, 18. 07. 1900. Hrsg. von Ursula Bähler, Bernhard Hurch und Nicolas Morel (2023). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.11891, abgerufen am 14. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.11891.


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Graz 18 Juli 1900.

Lieber Freund,

Sie wissen – denn ich habe es Ihrer gütigen Anregung zu verdanken – dass mir Herr Frantz Funck-Brentano1 einen sehr wichtigen Dienst leistete, indem er aus der Arsenalbibliothek für mich ein baskisches Büchlein entlehnte das in unserem schon seit fast einem Jahre fertigen Neudruck inbegriffen ist2.

An der Einleitung wird jetzt gedruckt; die Vorrede muss ich demnächst fertig stellen, und da erhebt sich nun die große Schwierigkeit in welcher |2| Weise ich der Arsenalbibliothek gedenken soll. Zunächst hatte ich die Sorge, eine Erwähnung F. Br.’s könne ihm irgendwie schaden. Ich schrieb ihm; seine Antwort war eine etwas unbestimmte3. Ich schrieb ihm zum zweiten Mal; er antwortete mir «Ce que j’ai fait est en dehors de toutes les règles; néanmoins comme je n’ai pas l’habitude de rougir de ce que je fais, ni de le cacher, vous pouvez si vous le jugez bon, mettre mon nom dans votre introduction ou ne pas le mettre. Comme vous voudrez.»4

Ça ne m’avance pas du tout. |3| Denn die Verlegenheit ist eine formale. Nachdem ich mit kurzen Worten dem Vorstand der X bibliothek und dem Vorstand der Y bibliothek den Dank ausgesprochen habe – ohne Nennung irgend eines Namens – soll ich auseinandersetzen in welcher Weise sich Herr F. Br. verpflichtet hat, was immer einigen Raum beanspruchen würde? Auf der andern Seite, kann ich doch nicht wohl die Arsenalbibliothek mit Stillschweigen übergehen; ich hätte allerdings die Texte von zwei oder drei andern |4| Orten haben können – immerhin bin ich Rechenschaft darüber schuldig, wo und wie ich sie benutzt habe. Ich denke der Fall der Entlehnung «wider alle Regeln» wird doch bei Ihnen zuweilen vorkommen; wie verhält man sich dann?

Ich muss z.B. auch auf J. Vinson Rücksicht nehmen, der sich in der Rev. de. ling. einmal sehr empört darüber äusserte dass man ein kostbares Buch aus Paris nach der Provinz ausgeliehen hatte, der es aber allerdings ganz natürlich findet wenn man ihm von Darmstadt aus ein Unicum leiht5.

Ich hoffe es geht Ihnen und den Ihrigen gut; meinen Handkuss an Fräulein Griette.

Totus vester
H. Schuchardt


1 Frantz Funck-Brentano (1862-1947), diplômé de l’École des Chartes, nommé en 1885 conservateur à la Bibliothèque de l’Arsenal.

2 Voir l. du 13 novembre 1897 (GP 137-08628).

3 Funck-Brentano à Schuchardt, le 6 juin 1900: «Vous êtes vraiment trop aimable de vouloir bien me citer dans votre introduction à propos du tout petit service que j’ai pu vous rendre. Vous pouvez me citer si vous le désirez, mais cela n’en vaut vraiment pas la peine. En tous cas je vous remercie cordialement de votre gracieuse pensée» (HSA 03-3201).

4 Citation d’une lettre de Funck-Brentano à Schuchardt du 14 juin 1900 (HSA 04-3202). Finalement, Schuchardt ne mentionnera pas le nom de Funck-Brentano, et ce dernier ne lui en tiendra pas rigueur (Funck-Brentano à Schuchardt, 24 décembre 1900, HSA 05-3203).

5 La première référence nous reste inconnue. La seconde renvoie à l’édition de Refranes y Sentencias, 1596, édité par van Eys en octobre 1894 à partir du seul exemplaire connu, conservé à la Bibliothèque Grand-Ducale de Hesse, à Darmstadt. J. Vinson précise que «l’administration de la Bibliothèque a bien voulu [le lui] confier du mois de février au mois d’avril 1895, de sorte qu[’il ait] pu en prendre une copie figurée» (Vinson 1896, 204).

Faksimiles: gallica.bnf.fr/Bibliothèque nationale de France (Sig. BnF, NAF 24457, fol. 89-90)