Hugo Schuchardt an Friedrich Zarncke (73-NL125-128)
von Hugo Schuchardt
25. 07. 1903
Deutsch
Schlagwörter: Literarisches Centralblatt für Deutschland Klassische Philologie Bibelübersetzungen Kaiserliche Akademie der Wissenschaften (Wien) Baskisch Dodgson, Edward Spencer Linschmann, Th. Uhlenbeck, Christian Cornelius Graz Leiçarraga, Ioannes (1571) Linschmann, Theodor/Schuchardt, Hugo (1900)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Friedrich Zarncke (73-NL125-128). Graz, 25. 07. 1903. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.11420, abgerufen am 24. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.11420.
Graz, Elisabethstr. 6
25 Juli 1903.
Sehr geehrter Herr Kollege.
Wollen Sie dieser Anzeige dre Grade widerfahren lassen sie im Ctbl. zum Abdruck zu bringen? Sie haben ja viel längere Anzeigen auf klassischer und deutscher Philologie veröffentlicht, und ich konnte in diesem Fall mich nicht mit allgemeinen Urteilen begnügen, sondern musste zahlreiche Belege geben. Sie werden zwar mit Recht meinen dass Baskisch die |2|meisten Leser nicht interessiert, es handelt sich aber hier auch um eine Frage allgemeiner Wichtigkeit.
Ich hatte schon vor langer Zeit Dodgson zu einem Neudruck Leicarragas angesetzt und auch versucht die franz. Akademie zur Bestreitung der Kosten zu veranlassen. Daraus wurde nichts; Linschmann und ich besorgten den Neudruck, was uns sehr viel Zeit und Mühe kostete, es musste das N.T. und alles Sonstige abgeschrieben werden. Dodgson als er von mir erfuhr dass wir einen „diplomatischen“ Abdruck veranstalten wollten, schrieb an den Sekretär der Wiener Akademie damit uns die materielle|3| Unterstützung zugesagt hatte: man möge doch diesem versuchten Werke Einhalt tun; er betrachtete nämlich die Wiedergabe der Druckfehler als eine Entweihung der Bibel und eine Schmach für Leicarraga. Als dann unser Buch1 erschien, hatte Dodgson nichts besseres zu tun, als eine englische Bibelgesellschaft – zu welchen unnötigen Dingen solche Geld haben! – anzustiften, damit er das N.T. und seiner Verballhornungen von Neuem Drucken konnte. Ich glaube, so etwas ist doch höchst unfair.
Ich schreibe Ihnen dies weil ich die Befürchtung|4| hege, Dodgson habe Ihnen ein Exemplar des Neudrucks zugeschickt und Sie die Besprechung desselben jemand anderem anvertraut.
Zu meinem Erstaunen las ich kürzlich im Ctbl. eine Anzeige Uhlenbecks von einer anderen Arbeit Dodgsons die eine solche weder im Guten noch im Schlechten verdient hätte, so wenig wie etwa eine Eselsbrücke zum Cornelius Nepos.
Mit hochachtungsvollstem
Gruss Ihr ergebenster
HSchuchardt
Eine Korrektur werde ich selbstverständlich nötig haben.
|5|21 Linschmann, Theodor/Schuchardt, Hugo (1900). I. Leiçarragas Baskische Bücher von 1571 (Neues Testament, Kalender und Abc),(Schuchardt-Werk Nr.353).
2 Danach folgt eine Seite Abschrift eines Artikels des Centralblatts, dieser konnte nicht identifiziert werden.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung von: Universitätsarchiv Leipzig. (Sig. NL125)