Hugo Schuchardt an Rufino José Cuervo (164-SC384H76)

von Hugo Schuchardt

an Rufino José Cuervo

Gotha

10. 10. 1898

language Deutsch

Schlagwörter: language Spanischlanguage Baskisch Eys, Willem Jan van Baden-Baden

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Rufino José Cuervo (164-SC384H76). Gotha, 10. 10. 1898. Hrsg. von Bernhard Hurch (2023). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.11379, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.11379.


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Gotha, Siebleberstr. 33
10 0kt. 1898

Verehrter Freund,

Ja, agur, obwohl es natürlich von augurium herkommt, ist seinem Gebrauche nach echtbaskisch. Ich habe selbst oft (im Labourd) bei Begegnungen mit Fremden agur, jauna! gehört und gebraucht. Und ebenso üblich ist es in andern baskischen Gegenden (aus bizkaischen Texten, die ich zur Hand habe, kann ich es bestätigen). Ob es aber überall in ganz derselben Verwendung und Ge |2|brauchsweite vorkommt, vermag ich – wenigstens augenblicklich – nicht zu sagen. Wenn Sie mir den Zweck Ihrer Frage angeben, so kann ich Ihnen vielleicht noch weiter behüflich sein. Vielleicht nehmen Sie an dass die Spanier das Wort von den Basken entlehnt haben? Dann könnte ich eine Analogie anführen. In den östreichischen Offizierskreisen ( und darüber hinaus) war früher wenigstens – jetzt dürfte das Wort seltener geworden sein - als Gruss Tschau sehr gebräuchlich. Das ist nichts Anderes, obwohl die Tatsache den Meisten unbekannt ist, als das lomb. s'ciao = sciavo, wie ja das entsprechende servus! in Oestreich der allgemeine vertrauliche Gruss zu sein pflegt (zwischen Leuten die sich dutzen); in Deutschland|3| hat Diener nicht die gleiche Verwendung, es ist einerseits allgemeiner, andererseits vulgärer.

Für die Nachfrage nach meiner Mutter danke ich Ihnen vielmals; sie befindet sich, in Anbetracht ihres hohen Alters, leidlich. Von Zeit zu Zeit treten Verschlimmerungen ein: auf Grund einer solchen wurde ich im Juli telegraphisch hierher berufen. Dazwischen habe ich aber 4½ Wochen in Baden-Baden zugebracht. Sie erinnert sich Ihrer noch ganz gut.

Mit meiner eigenen Gesundheit bin ich gar nicht zufrieden. Zu der beständigen Nervenabspannung, die mir, im Grunde genommen, jede Berufsarbeit unmöglich macht, sind noch andere Gebresten getreten.

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Ich beschäftige mich jetzt u. A. mit den Proverbes basques-espagnols, die van Eys nach dem Darmstädter Unicum von 1596 (gedruckt zu Pamplona) 1896 herausgegeben hat (Lyon, Georg & Co). (5 fr. - nur 100 Exx.). Wenn Sie Musse finden, würde ich Sie bitten sich diese Sammlung einmal anzusehen; es kommen da auch im Spanischen einige interessante Dirige vor. Mir liegt daran die baskischen Sprichwörter welche Uebersetzungen spanischer sind, von denjenigen zu scheiden welche aus dem Baskischen ins Spanische übersetzt sind. Es ist das eine etwas schwierige Arbeit, der Erfolg unsicher.

Mit herzlichem Gruss Ihr dankbarer und stets dienstbereiter
Hugo Schuchardt

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Instituto Cary y Cuervo. (Sig. SC384H76)