Hugo Schuchardt Archiv

Sonntag Mittag [Anfang 1882]

Verehrter Herr Professor!

Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihr wohlgetroffenes Bildniß – allein es kann mich für den Verlust Ihrer angenehmen Gesellschaft leider nicht entschädigen! Es ist sehr betrübend wenn gerade der Held einer Gesellschaft plötzlich absagt! –– |2| Ich hatte das kleine Dîner heute nur Ihnen zu Ehren arrangirt, (und um Ihnen ein Gläschen Sherry vorzusetzen wirklich aus Spanien mitgebracht) – u. nun müssen gerade Sie absagen! ––

Ich hoffte Sie würden sich besser unterhalten als neulich Abends wo ich fürchtete daß Sie sich vielleicht |3| nicht so amüsirt haben möchten als ich es gewünscht! – u. Herr Hongma aus Tokio¹ (der aber fertig deutsch spricht) freute sich schon Ihnen Auskunft über die Aussprache japanischer Worte geben zu können! –

Vielleicht bleiben Sie doch noch einige Zeit in Wien, u. wir sehen Sie vielleicht |4| noch einmal? – Wenn Sie einmal à la fortune du pot mit uns speisen wollten, wäre es schön!

Wir essen (außer Sonntag u. Donnerstag) täglich punkt 4 Uhr, und Abends zum Thee träfen Sie uns Mittwoch* (*zwischen 5 u. 6 aber jeden Tag! –) (so nach 8) zu Hause. Morgen u. Dienstag sind wir Abends aber nicht daheim.

Vielleicht sieht Sie also doch noch einmal Ihre
Sie herzlich grüßende u. sehr bedauernde
Rosa Gerold