Julius Gierke an Hugo Schuchardt (01-03752)

von Julius Gierke

an Hugo Schuchardt

Königsberg in Preußen

1909

language Deutsch

Schlagwörter: language Georgisch Holldack, Felix (1907)

Zitiervorschlag: Julius Gierke an Hugo Schuchardt (01-03752). Königsberg in Preußen, 1909. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.11121, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.11121.


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Königsberg i/Pr.
Admiralstr. 3.1

Sehr verehrter Herr Kollege!

Sie würden mich zu großer Dankbarkeit verpflichten, wenn Sie mir über folgendes Auskunft erteilen könnten. Ist Ihnen das Buch von Felix Holldack2 „Zwei Grundsteine zur Grusinischen Staats- und Rechtsgeschichte“ 19073 bekannt und halten Sie es vom philologischen Standpunkt aus für zuverlässig?

H. will sich hier für vergleichende Rechtswissenschaft habilitieren; ich habe sein Buch durchstudiert. Die georgischen Quellen sind mir unbekannt. Mir ist auf S. 219, 220 eine phantastische Zahlenspielerei aufgefallen, an die ich nicht glauben kann. Statt der Zahl 7 kann man ja auch die Zahlen 4 oder 3 einsetzen und erhält dieselben Reihen nur in anderer Reihenfolge. Ist denn Derartiges im Orientalischen Recht möglich und denkbar?

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Die letzte Frage hat für mich deshalb Bedeutung, weil ich durch diese Zahlenausführungen ungünstig über das Buch denken muß, indem ich mir sage, daß der Verf. an anderen Stellen, die ich nicht kontrollieren kann, ebenso verfahren sein wird.

Indem ich Sie bitte, meine Mitteilung als eine völlig vertrauliche ansehen zu wollen und von Ihrer Antwort meiner Facultät streng vertraulich berichten zu dürfen, bin ich

mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung

Ihr

sehr ergebener

Julius Gierke
ord. Prof. der Rechte


1 Der Brief ist zwar nicht datiert, aber da Holldacks Habilitation 1909 in Königsberg erfolgte, dürfte der Brief in diesem Jahr (allenfalls bereits Ende 1908) verfaßt sein.

2 Felix Andreas Holldack (1880-1944); Holldack wurde zwar 1909 in Königsberg habilitiert, so daß Schuchardts Gutachten vermutlich positiv ausfiel, doch wechselte er 1911 nach Leipzig, wo er sich für Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung umhabilitierte; im Jahr 1920 wurde er als o. Prof. an die TH Dresden berufen. Ein Kontakt von Holldack mit Schuchardt ist nicht nachgewiesen.

3 Leipzig: Hinrichs, 1907.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 03752)