Hugo Schuchardt an Nicolaas Mansvelt (05-s.n.)
von Hugo Schuchardt
20. 12. 1885
Deutsch
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Nicolaas Mansvelt (05-s.n.). Gotha, 20. 12. 1885. Hrsg. von Gerald Russow (2013). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1108, abgerufen am 25. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1108.
Gotha 20 Dec 1885,
Sehr geehrter Herr,
Auf ihre werthen Briefe vom 13. und 27. Oct., sowie dem 10 Nov. antworte ich von hier aus wofür ich in Folge des Todes meines Vaters1 für einige Wochen gekommen bin. Mit diesem Trauerfall bitte ich auch die theilweise Verspätung meiner Antwort zu entschuldigen.
Es würde mich sehr freuen wenn meine Besprechung Ihres Buches dazu dienen könnte dasselbe gebührender Massen bekannt zu machen. Ich habe mich bisher vergeblich nach einer holländischen Recension erkundigt. Auch wundert es mich dass Professor M. de Vries2 zu Leiden der |2|sonst ein sehr gewissenhafter Correspondent ist, mir auf Anfrage und Zusendung meines Artikels3 nicht geantwortet hat. Ich werde aber demnächst in Holland deswegen nochmals anklopfen.
Die Schriften welche Sie die Güte hatten mir zuzusenden sind richtig in meine Hände gelangt und danke ich Ihnen bestens dafür. Bitte theilen Sie mir den Betrag Ihrer Auslagen mit und den Modus wie ich Ihnen dieselben zurückerstatten soll. Wenn Sie mir gelegentlich noch die anderen von Ihnen erwähnten Veröffentlichungen in afrikanischer Sprache (die weiterenBändchen AfrikaanserGedigte; ich habe zwei Sammlungen – doch weiss ich jetzt nicht genau, welche) senden wollten, so würden Sie mich sehr verbinden. Sie sind allerdings für meine |3|Studien nicht gerade nothwendig, würden aber doch zur Vervollständigung meiner Bibliothek dienen.
In Bezug auf die Stelle über den substantivischen Gebrauch von sein wird in der That bei mir ein Irrthum untergelaufen sein. – Holl. g vor e und i hat, so viel ich weiss, allerdings den Laut des deutschen ch in ich; aber ich kann das nicht als Lingualisation gelten lassen; es ist dieses g immer ein Guttural, und verhält sich zum deutschen g in gab wie Spirans zu Media. Engl. g e, i ist in deutschen Wörtern germanischen Ursprungs (we give) auch keine Tongletter, sondern nur in solchen romanischen Ursprungs (giant = džaięnt)
In grösster Hochachtung
Ihr ergebener
Hugo Schuchardt
1 Ernst Julius Schuchardt (1809-1885), herzoglicher Notar in Gotha (Hurch 2007), verstorben am 2.12.1885 (vgl. dazu auch Schuchardt (1886, Brevier-/Archivnr. 186).
2 Matthias de Vries (1820-1892), niederländischer Philologe in Groningen, später in Leiden. Maßgeblich an der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Niederländischen nach der klassischen Methode beteiligt (GWP, 24: 199c). Zum Briefwechsel zwischen de Vries und Schuchardt siehe Ahlgrimm-Siess & Mücke (2012) oder hier online unter http://schuchardt.uni-graz.at/korrespondenz/briefe/korrespondenzpartner/alle/1306.
3 Es handelt sich um die Rezension von Mansvelts Idioticon, die Schuchardt an Matthias de Vries verschickte (Schuchardt 1885, Brevier-/Archivnr. 180). Schuchardt erkundigte sich bei de Vries in einem Brief vom 20.09.1885 nach Rezensionen des Idioticon in den Niederlanden, jedoch ohne diesbezüglich Antwort von ihm erhalten zu haben.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv“ erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universiteitsbibliotheek Leiden, Abteilung Bijzondere Collecties, Signatur LTK 1934. (Sig. s.n.)