Hugo Schuchardt Archiv

[Ende August 1914?] Donnerstag¹

Lieber Freund,

Mit dem Telephon läßt sich nicht Alles ausrichten; daher schreibe ich ein paar Zeilen.

Meine Haushälterin die bei ihrer Gebrechlichkeit² nur zweimal in der Woche in die Stadt geht, behauptete, sie hätte in der Pension Plentl³ eine Viertelstunde gewartet; aber das dienende Wesen dem sie mein Briefchen übergeben, |2| sei nicht wieder erschienen. Es tut mir leid weil ich Ihnen gern andere wissenschaftliche Lektüre zur Verfügung gestellt hätte.

Wenn es mir morgen besser geht (heute wie gestern befinde ich mich auf der absteigenden Linie), dann komme ich am Vormittag zu Ihnen; einen sonstigen dringenden Anlaß auszugehen habe ich nicht. Am Nachmittag dürfen Sie mich kaum erwarten; die zweite Hälfte des Tages ist für mich die noch weniger schöne. Meine Abspannung darf Sie von einem Besuch bei |3| mir nicht abhalten*, ich denke, die Unterhaltung mit Ihnen wird mich aufmischen – wir haben ja auch außer von Kriegssachen von genug anderem zu reden.

Ihre Frau Gemahlin bitte ich mich angelegentlich zu empfehlen.

Mit herzl. Gr

Ihr

HSch

(* die Hauptsache für mich ist daß ich mich liegend [oder doch halb liegend] unterhalten kann)