Hugo Schuchardt an Zsigmond Simonyi (53-HSZS02)
von Hugo Schuchardt
21. 12. 1912
Deutsch
Schlagwörter: Magyar Nyelvör Literaturblatt für germanische und romanische Philologie Zeitschrift für romanische Philologie Portugiesisch Spanisch Französisch Mittellatein Deutsch Meyer-Lübke, Wilhelm Ungarn Simonyi, Zsigmond (1912) Schuchardt, Hugo (1912) Meyer-Lübke, Wilhelm (1912) Schuchardt, Hugo (1913) Schuchardt, Hugo (1912)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Zsigmond Simonyi (53-HSZS02). Graz, 21. 12. 1912. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10968, abgerufen am 09. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10968.
G. 21.12.12.
Lieber Kollege und Freund
Eben erhalte ich den MNyv und finde da u. A. Ihre Notiz über bliktri.1 Ihre Erklärung ist zwar scharfsinnig, trägt aber dem port.blitre, span.belitre und besonders dem franz.bélitre, als auch blitre, von dem jene beiden wohl herstammen, keine Rechnung. Wenn in den ital. Mod. anstatt des t sich ct findet, so deutet das auf schriftlateinische Vermittlung |2| hin wie wenn man lictera für littera usw. schrieb. Also das Mittellatein wäre allerdings mit im Spiel. Die Herleitung vom DeutschenBettler ist zwar unsicher (Meyer-Lübke bietet nichts Neues, außer einem paar Druckfehlern); aber eine bessere haben wir bisher nicht, und soviel steht doch fest daß das Wort sich ursprünglich auf eine Person bezog (Lumpenkerl usw.) und dann erst in den ital. Mdd auf Sachen übertragen wurde.
Indem ich mich in dem Heft als az ösz Sch.2 bezeichnet sehe, frage ich, darf ich frei |3|nach Jókai sagen: öreg ember, nem ösz oder muß ich sagen ösz – nem vén e.?3 Meinen Artikel über elementare Verwandtschaften4 zeigte, soweit es ihn selber anging, Meyer-Lübke in der Ltz. f. germ. u. rom. Ph. an;5 ich habe darauf in der Zeitschr. f. rom. Phil. repliziert und werde Ihnen, sobald ich die Sonderabzüge bekomme, einen schicken. 6– Wegen einer Unterlassungssünde muß ich Sie um Entschuldigung bitten. Ich wollte Ihnen neulich meine Sachen und Wörter (aus dem Anthropos)7 schicken, dachte |4| aber, dann müsste ich überhaupt ein halb Dutzend (oder mehr) nach Ungarn schicken, um meinen mannigfachen Verbindlichkeiten gerecht zu werden. Dazu reichte aber mein Vorrat nicht und so entschied ich mich denn, nur eines und zwar an die Ung. sprachw. Ges. zu schicken, deren Verhalten gegen mich mich auf den Gedanken brachte daß ich etwas gegen sie pecciert hätte.
Mit herzl. Grüssen und Weihnachtswünschen für Sie und die Ihrigen – in Eile
Ihr erg
HSchuchardt
1 Simonyi, „bliktri“, Magyar Nyelvőr 41, 1912, 479. – Vgl. hier HSA 10643.
2 Op. cit. S. 466 (alter, ehrwürdiger Sch.).
4 Schuchardt, „Geschichtlich verwandt oder elementar verwandt?“, Magyar Nyelvőr 41, 1912, 3-13.
5 Wilhelm Meyer-Lübke, „[Rez. von:] H. Schuchardt, Geschichtlich verwandt oder elementar verwandt?“, Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 33(8-9), 1912, 294-297.
6 Kein Nachweis für eine Replik in der ZrP, vgl. jedoch Schuchardt, „Bliktri“, Magyar Nyelvőr 42, 1913, 34.
7 Schuchardt, „Sachen und Wörter“, Anthropos 7, 1912, 827-839.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. (Sig. HSZS02)