Zsigmond Simonyi an Hugo Schuchardt (27-10620)
von Zsigmond Simonyi
an Hugo Schuchardt
17. 05. 1905
Deutsch
Schlagwörter: Magyar Tudományos Akadémia (Budapest) Magyar Nyelvör Ungarisch Katona, Lajos Schuchardt, Hugo (1905)
Zitiervorschlag: Zsigmond Simonyi an Hugo Schuchardt (27-10620). Budapest, 17. 05. 1905. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10942, abgerufen am 26. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10942.
MAGYAR NYELVŐR
SZERKESZTÖ- S KIADO-HIVATALA
BUDAPEST, IV. FERENC JÓSZEF PART 27
17. Mai 1905.
Verehrter Herr Kollege!
Erst jetzt komm ich dazu, Ihnen für die freundliche Zusendung Ihrer wunderschönen Festschrift zu danken.1 Der äussere Schmuck und der innere Gehalt – beides gewährt dem Leser einen unvergesslichen Genuss.
Was Sie am Schluss über die Chauvinisten sagen,2 das fühle ich Ihnen besonders lebhaft nach. Bei uns beherrschen eben jetzt wieder die patriotischen Schreier das öffentliche Leben, sogar in unsern wissenschaftlichen |2| Instituten verfolgen und verdächtigen sie die voraussetzungslose Wissenschaft. Eben jetzt haben sie in der Akademie dem M. Nyelvőr die Subvention entzogen (dem Gutachten der Sprachw. Kommission zum trotz), weil ihnern der Nyelvőr nicht patriotisch genug war. Und unser Freund Katona hat ihnen dabei wacker geholfen. 3–
Eine noch viel traurigere Neuigkeit: heute tragen wir einen unserer begabtesten Forscher zu Grabe: Moriz Szilasi. 4–
Und nun empfehle ich mich Ihrem fernern Wohlwollen und wünsche Ihnen die beste Gesundheit und Arbeitskraft zu ähnlichen Werken wie die jüngste Festschrift.
Ihr dankbar ergebener
S. Simonyi
1 Schuchardt, An Adolf Mussafia [Festschrift zum 70. Geburtstag], Graz: Leuschner und Lubensky, 1905.
2 „Würden die beiden [sc. Walter von der Vogelweide bzw. Dante Alighieri], aus ihrer wirren und rauhen Zeit herausgerissen, unter uns wieder aufleben, wirklich, nicht in Stein oder Erz, sie erhöben die Hände gegeneinander nicht zur Drohung, sondern zum freundlichen Gruß. Wir mögen, Deutsche und Italiener, nach unserer Eigenart unser Dasein spinnen, unsere Geschichte weben, wir schauen doch empor zu den gleichen ewigen Sternen“ (S. 41, Ende des Textes).
3 Nicht klar, worauf Simonyi anspielt.
4 Moriz Szilasi (1854-1905), seit 1902 Ordinarius für ungar. Sprache und finnische Philologie an der Universität Klausenburg.