Zsigmond Simonyi an Hugo Schuchardt (09-10602)
von Zsigmond Simonyi
an Hugo Schuchardt
10. 08. 1893
Deutsch
Schlagwörter: Ungarisch
Deutsch Wien Graz
Zitiervorschlag: Zsigmond Simonyi an Hugo Schuchardt (09-10602). Sankt Ruprecht an der Raab, 10. 08. 1893. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2020). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10924, abgerufen am 02. 12. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10924.
Verehrter H. Kollege!
Das deutsche ausbitten wird in Bpest ebenfalls in den beiden entgegengesetzten Bedtgn gebraucht: „erbitten“ u. „verbitten“ (und wie man mir sagt, auch in Wien). Im Ung. kommt es sogar im positiven Sinn viel seltener vor (azt a kegyet kérte ki magáanak,1 - lieber einfach azt a k. kérte). – Ob das negative kikér aus dem Deutschen entlehnt ist, oder ob umgekehrt jenes ausbitten ein Hungarismus ist, kann ich nicht ohne weiteres entscheiden. (Apropos: ich höre, dass sich das Wort tessék2 in Graz eingebürgert hat).
Kikérni ist jedenfalls ein interess. Beispiel Abel’schen Doppelsinns. So wird elismerni „anerkennen“ manchmal für „verkennen“ gebraucht (wahrsch. diesem deutschen Verbum zulieb). Ural: 1) als Herrn anerkennen, 2) beherrschen; ebenfalls ein Germanismus, aber gestützt durch die Entsprechg von szolgál „(be)dienen“, sowie auch durch das alte uralkodik3. Ihrer Herkunft sehen wir mit Freude entgegen u. verwünschen das launische Wetter.
Mit besten Grüssen Ihr ergeb.
S. Simonyi.
1 etwa: „er bat um die Gunst“.
2 „Pardon“.
3 „herrschen, regieren, tyrannisieren“.