Hugo Schuchardt an Friedrich Zarncke (55-NL012-014)
von Hugo Schuchardt
29. 11. 1885
Deutsch
Schlagwörter: Junggrammatiker Literarisches Centralblatt für Deutschland Stadtbibliothek Hamburg Meyer, Gustav Gabelentz, Hans Georg Conon von der Graz Schuchardt, Hugo (1885) Paul, Hermann (1886)
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Friedrich Zarncke (55-NL012-014). Graz, 29. 11. 1885. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10899, abgerufen am 08. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10899.
Graz, 29 Nov. 1885.
Verehrter Herr Geh. Rath!
Demnächst wird Ihnen die schon erwähnte kleine Broschüre: Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker (gewidmet dem JunggrammatikerG. Meyer, den ich aber schon als bekehrt ansehe) zugehen.1 In diesem Falle, das dürfen Sie mir glauben, ist es mir persönlich gleichgültig ob ich von der Kritik heruntergemacht werde oder nicht; ich bin überzeugt dass meine Ansichten, sei es auch erst nach Jahren, doch durchdringen werden. Im Interesse der Sache aber wäre es allerdings angezeigt wenn meine Arbeit nicht kurzweg, etwa |2| mit Aufgreifung ein oder des anderen nur nebensächlich abgefertigt würde.2 Ich werde Ihnen diesmal um so weniger zu einem Rezensenten rathen als Gabelentz die Recension über mein Sl. dt. u. Sl. it., so günstig sie auch lautet, doch nicht con amore geschrieben zu haben scheint.3 Ich wenigstens habe mich immer von dieser sprunghaften und fragmentarischen Art der Kritik freigehalten, die sogar verurtheilt werden muss da wo das Gesammtergebnis ein ungünstiges ist. Ich entsinne mich noch wie verblüfft ich war über die Anzeige welche das Lit. Centralblatt von meinem Vocalismus des VulgärateinsI brachte;4 ich denke, aus einem Buche von 500 Seiten war eine Stelle mit einer hämischen Bemerkung herausgehoben |3| worden. Könnten Sie mir nicht jetzt, nach fast zwanzig Jahren, sagen wer damals mein Recensent war?5
Mit hochachtungsvollem Gruss
Ihr ergebenster
Hugo Schuchardt
1 Schuchardt, Ueber die Lautgesetze. Gegen die Junggrammatiker, Berlin: Oppenheim, 1885.
2 Hermann Paul, „[Rez. von:] Schuchardt, Hugo, Ueber die Lautgesetze [...]“, LCBl 7/1), 1886, 1-6 (dies ist nur eine von 14 im HSA nachgewiesenen Rezensionen!).
3 G. v. d. G., LCBl 1885 (31. Oktober), 1552-1553 (Angabe fehlt in HSA). Es handelt sich um eine zwar freundliche, aber letztlich nichtssagende Besprechung; in der Tat, „senz‘ amore“!
4 LCBl 1866, Nr. 50 (8. December), Sp. 1329-1330, vgl. den Komm. zu Schuchardts Brief Nl_249_007-011 (9.12.1885).
5 Auf der PK HSA 12990 gibt Zarncke den Namen des Rezensenten preis: Franz Eyssenhardt. Vgl. dazu auch Nl_249_007-011 (9.12.1885). Eyssenhardt (1838-1901) war seit 1876 Gymnasialprofessor an der Hamburger Gelehrtenschule Johanneum; ab 1882 leitete er die Stadtbibliothek Hamburg.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung von: Universitätsarchiv Leipzig. (Sig. NL012)