Hugo Schuchardt an Friedrich Zarncke (14-NL036-037)

von Hugo Schuchardt

an Friedrich Zarncke

Halle

28. 10. 1873

language Deutsch

Schlagwörter: Literarisches Centralblatt für Deutschland The Academylanguage Romanische Sprachenlanguage Lateinlanguage Keltische Sprachen Diez, Friedrich Halle Bühler, Valentin (1870) Schuchardt, Hugo (1871) Schuchardt, Hugo (1876) Barbe, Paul (1873) Schuchardt, Hugo (1885)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Friedrich Zarncke (14-NL036-037). Halle, 28. 10. 1873. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10858, abgerufen am 30. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10858.


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Halle 28 Okt. 73

Verehrter Herr Kollege!

Ich sende Ihnen hier 3 bestellte Recensionen1 und ein „opus supererogationis“,2 das aber meiner Ansicht nach kein solches ist. Bühler, Davoser Idiotikon3 schicke ich zurück; ich habe schon einmal ein Heft davon besprochen und zwar ungünstig,4 könnte mich also nur wiederholen. Barbe war mir schon von anderer Seite zugekommen;5 die einzige Kritik kann in zwei Worten bestehen. „Braver Unsinn“. Der Verfasser bedauert Diez und seine Schule wegen ihrer Kurzsichtigkeit, das Romanische aus dem Latein, statt aus dem Celtischen abzuleiten!

In Zukunft werde ich nur ganz ausnahmsweise die Ehre ab [gem. haben?], in Ihr Blatt zu schreiben. Die Academy hat mich als Recensenten für romanische Philology förmlich angeworben6|2| und Sie werden mir gewiß nicht verargen, daß ich das Anerbieten angenommen habe, da meine kritische Thätigkeit dadurch an Regelmäßigkeit und Umfang gewinnen wird. Ich hoffe Sie werden mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen bewahren.7

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster

H. Schuchardt


1 In diesem Jahr sind wiederum insgesamt elf Rez. Schuchardts im LCBl erschienen.

2 „eine nicht notwendige Mehrleistung“.

3 Valentin Bühler, Davos in seinem Walserdialekt. Ein Beitrag zur Kenntnis dieses Hochtals und zum schweizerischen Idiotikon, Heidelberg: Selbstverlag d. Verfassers, 1870 u. ö.

4 Schuchardt, „[Rez. von:] V. Bühler, Davos in seinem Walserdialekt. Ein Beitrag zur Kenntnis dieses Hochthals und zum schweizerischen Idiotikon, 2. Halbb.“, LCBl 22, 1871, 207-208; vgl. aber dennoch Schuchardt, „[Rez. von:] Bühler, Bal., Anwalt, Davos (Kanton Graubünden) in seinem Walserdialekt. Ein Beitrag zur Kenntniß dieses Hochthals und zum schweizerischen Idiotikon. II. Synonymer Theil. 2. Heft: Uebersicht der Abstracta und Details u. Nachträge zum lexikographischen Theil. (Beigabe: Das Lied vom „Sapüner-Buöli” und das St. Antönier „Aller Welt Hauszeichen")“, LCBl 27 27, 1876, 407.

5 Paul Barbe, La Vérité sur la langue d’O. Précédée de considérations historiques, philosophiques et philologiques, Toulouse / Paris, 1873, hier bes. S. 17f. – Keine Rez. Schuchardts nachgewiesen.

6 Vgl. HSA A0001-A0002 (21.8.1873 u. 21.10.1873).

7 Die Sache muss sich wohl zerschlagen haben, denn es ist (aus späterer) Zeit nur ein Beitrag Schuchardts in The Academy. A Record of Literature, Learning, Science and Art nachweisbar: „The Slavs and the Germans“, The Academy 27, 1883, 441-442. Allerdings schreibt Schuchardt am 22.12.1873 an Alessandro D’Ancona: „Ich habe neulich in der ,Academy‘ Gelegenheit gehabt, einige anerke(n)nende Worte über dieses Unternehmen zu äussern (ich weiss nicht ob dieselben schon abgedruckt sind)“. Daniele Baglioni, der Bearbeiter dieses Briefwechsels, vermerkt, er habe diese Rez. nicht nachweisen können. Im Briefwechsel Alois Pogatschers mit Schuchardt findet sich (Brief 09-08897) ein von diesem für Schuchardt ins Englische übersetztes Schreiben an den Herausgeber von The Academy aus dem Jahr 1883.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung von: Universitätsarchiv Leipzig. (Sig. NL036)