Georg Gerland an Hugo Schuchardt (03-03654)

von Georg Gerland

an Hugo Schuchardt

Straßburg

14. 07. 1883

language Deutsch

Schlagwörter: Kreolistik Kreolsprachenlanguage Englisch (Australien)language Englischlanguage Portugiesischlanguage Russischlanguage Französischlanguage Chinesisch (Mandarin)language Romanische Sprachenlanguage Baskisch Steinthal, Hajim Humboldt, Wilhelm von Straßburg St. Thomas Macau Mallery, Garrick (1880) [o. A.] (1881) Adam, Lucien (1883) Gerland, Georg ([o. J.]) Waitz, Theodor (1864) Behm, Ernst/Wagner, Hermann (Hrsg.) (1880)

Zitiervorschlag: Georg Gerland an Hugo Schuchardt (03-03654). Straßburg, 14. 07. 1883. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10844, abgerufen am 28. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10844.


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Straßb. 14/7 83

Geehrtester Herr Kollege,

einliegende Drucksachen sind schon lange für Sie bestimmt u. kommen jetzt, ausgelöst durch Ihre Karte, endlich an, eine andere kleine Abhandlung über N E Asien kommt demnächst. Ehe ich nun, wie ich schon lange wollte, Ihnen schreibe, nur zwei Worte über mein langes Schweigen, das mich selbst außerordentlich drückt. Meine Frau1 liegt schon seit langer Zeit (über ein halbes Jahr) an Nephritis2 schwer darnieder, seit Juni ist sie beständ. Lebensgefahr; u. dazu habe ich diesen Sommer mein mathematisches Collegium (mathem. Geogr., Kartographie mit Uebgn. 3stündig), welche mir sehr viel Mühe machen, da ich der Mathematik seit langer Zeit entfremdet war. Nicht wahr, nun begreifen u. verzeihen Sie mein Schweigen? Ich bitte wenigstens darum.

|2|Und nun zunächst zu Ihrer heutigen Karte. Die Notiz über das Australisch-polynesische Englisch ist einem Bericht eines Mr. Rob. Christison entnommen, den Beddoa im Journ. Anthropol. Instit. Gr. Brit. u. Irel. 3 Bd. VII, 1878 S. 145-8 mitgeteilt hat. Es steht aber nicht mehr in demselben, als ich an jener Stelle angegeben habe. Die Mitteilung Mullay’s vom Absterben der Zeichensprache beim Aufkommen einer L. fr. – es handelt sich aber um das Tsinukjargon – findet sich zuerst in der Abhandlung „introduction of the Study of Sign lang. Among The N. Amer. Indians as illustrating the gesture & speech of mankind by G. Mallery Washington 1880 (Smiths. Inst. Bur. Of Ethnology) S. 12.4 Es war dies die erste Abhandlung, welche M. veröffentlichte und die ja Aufsehen genug erregte. Daher ich mich auf sie bezogen habe. Es war mir darum zu tun, M.‘s sämmtliche Schriften zu benutzen. Doch finden Sie die gleiche Stelle auch im 1. Annual Report of the Bur. of Ethnology5 p. 312 u. 313. |3| - So weit hatt‘ ich gestern geschrieben; heute früh kamen Ihre beiden mich sehr lebhaft interessierenden Besprechungen an, für die ich bestens danke. Zugleich erhielt ich auch die Abzüge meines Tschuktschenartikels,6 den ich nun gleich mit anlege. Zunächst will ich Ihnen die Stelle aus Baddon, die ich gestern nochmals auf der Bibl. einsah, wörtlich abschreiben; sie steht S. 146 Nota u. lautet: it is noteworthy that they – nämlich die Australier vom Dalley burrastamm, etwa 300 a. d. Zahl, gut befähigt, bildsam, in Countr. Queensland – are rapidly dropping the use of their own language as they acquire the English or a form of English and that their own communications with each other are largely carried on in the new tongue. The same ist he case with imported Polynesian labourers. When we know that the number of Englishmen employed on Mr. Christison’s stations has always been very small, the work having been almost entirely performed by natives or by Polynesians we must recognise in this rapid change of language a very remarkable fact. In der Diskuss. fragte Beddoe; They talk english to each other? u. Christison antwortete: yes, the young people do and even the old ones sometimes.

Hier schließt sich dann eine andere sehr interessante Notiz Dall’s an, welche |4| ich (ich denke wenigstens) auch im unling. Aufsatz erwähne u. die Ihnen vielleicht noch nicht zu Gesicht gekommen ist. Sie finden dieselbe Proceed. R. Geogr. Society of London 1881, S. 568.7 Die Tschuktschen und Ynit (anderer Name für Numollo) communicate with each other and with the whalers and traders by means of an ungrammatical jargon composed of words of both languages – der Roräkisch-usintischen u. nurarikanischen8 Eskimosprache – and this jargon being written down by travellers as the real language of the people has been the mean [gem. main ?] agent in producing the present confusion. Das Jargon enthält auch engl. hawaische, portugies. russische Worte; mehrere der Eingeborenen sprechen sehr gut englisch. Wo dies Jargon written down zu finden, weiß ich nicht; doch werde ich mich darnach bei Dall9 erkundigen.

Der Bericht selbst ist mir sehr merkwürdig namentlich wegen der Komposition dieses Jargons aus beiden Sprachen. Vorausgesetzt, daß hier genaue Beobachtung vorliegt, wozu man die Sprache selbst kennen müßte. Doch ist die Tatsache wohl nicht zu bezweifeln. Auch ist das Beiwort ungrammatical interessant, aber nicht new. Natürlich liegt hier der Gedanke |5| an die höchst interessante Schrift von L. Adam les Idiomes Negro-aryen usw. sehr nahe.10 Sie haben die Schrift schon längst, da ja Ihre kreol. Studien gleichfalls in derselben besprochen sind. Nehmen Sie für die gütige Uebersendung derselben meinen späten aber recht herzlichen Dank; ich habe die Abhandlung mit dem größten Interesse studirt u. für mich nur namentlich das Hauptresultat von hohem Wert, daß Sie dem afrikanischen Einfluß so große formbildende Wirkung zuschreiben; auch in der Phonetik lassen Sie ihn11 eine große Rolle spielen. Wenn Sie S. 9-10 sagen, daß afrikan. u. roman. Tendenzen sich begegneten, so ist doch in diesem Fall das afrikan. Element das Maßgebende gewesen. Denn die Portugiesen haben ja doch wohl ihre Sprache ohne (außer mundartl.) Umartung nach St. Thomas gebracht u. jene Uebereinstimmungen der Tendenzen, welche einander nicht einfach bedingen, zeigt im Kreol. doch nur den Einfl. des afrik. Idioms. Sie kommen also zu wesentlich dem gleichen Resultat wie Adam, daß roman. Sprachmaterial (Worte) in den kreol. Idiomen in afrik. Lautung u. Sprachform erscheinen. Auch das Verb ist ja ganz afrikanisch gebildet; dabei war mir namentlich die Partikel ca‘|6| interessant für die Dauer, für das durative Präsens entsprech. dem na- im Suaheli. Inhaltlich, nicht der Form nach. Wohl aber ist die Bildung der Gesamtform eine gleiche, moen ca-mangé ?? entspr. suah. ni-na-penda ich bin liebend. Offen gestanden hab‘ ich bei diesem ca‘ an irgend welche afrik. Ursprung gedacht. Sie leiten dieselbe sehr plausibel aus dem Portug. ab: aber sehr auffallend ist mir die „Entlehnung“ desselben ins Negerfranzös. von Caÿkunani12 p. m. (S. 25). Der Vorgang ist doch sehr complicirt: erst vertritt eine port. Partikel das afrik. Verbalpräfix; dann wird dieselbe, welche den französ. redenden Negern doch auch unverständlich war, in ein anderes kreol. Jargon entlehnt, auch wieder als Ersatz einer afrik. Partikel. Da wir nur im dänischen Gebiet der Antillen13 im Negerholl. ka finden, Kreol. Stud. 25, u. zwar im Sinne des Perfekts – sollte man da nicht einfach an eine wirklich herübergenommene afrik. Partikel denken? Welche u. woher kann ich Ihnen freilich nicht sagen.

S. 17 betonen Sie das Streben des Negerpatois nach Parisilbigkeit. Sollten auf dies Streben die ganz eigentümlichen Formen des Mauritius-idioms (Adam 53 f.; 56)14|7|nénez=nez lilit=lit louloup=loup ec. – Doch werden weiter keine Beispiele als diese mit liquidem Anlaut v. Adam gegeben, ich weiß nicht, ob Baissac15 noch andere solche Reduplikationen hat – zurückzuführen sein? Der liquide Anlaut erleichtert die Doppelung, zu der ich begrifflich nicht den mindesten Anlaß sehe. Ich möchte gar gern Ihre Meinung über diese Formen hören. Die von Adam intensiv erklärten Doppelungen sind übrigens nur Starrsinn. – Adam tut Ihnen im Anhang 75 einigermaßen Unrecht, indem er Sie misversteht; ich habe Sie in meiner (noch nicht erschienenen) Anzeige des Adam in der Deutsch. Littz. verteidigt.16 Sodann wirft Adam die Frage auf, ob nicht das Santhomanische eher auf eine Entstehung auf Grund sudanischer (nicht Bantu-)Sprachen zurückzuführen sei. Was er über das Verhältnis der Bantu- und Sudanvölker vorbringt, ist der beliebte unklare Brei aus anthropol. u. ethnol. Material, der Alles und Nichts beweisen kann. Allein bei der nahen Verwandtschaft beider linguistischen u. ethnol. Gruppen wäre die Herleitung auf Sudan schon möglich. Freilich macht Ihr 1. Heft der kreol. Studien die aus Angola wahrscheinlich; ein strenger Beweis für diese Ihre Ansicht scheint mir ferner die Uebereinstimmung |8| der Santhom. mit den Angola-haften zu sein, daß Adams Buch sowie auch Ihre kreol. Studien doch das Festhalten der inneren Sprachform, wie ich es behauptet habe, bei geringer Festigkeit des Wortschatzes klar dartun. Damit aber haben wir gleich eine Reihe von ??idiomen als Beweis für den von mir verteidigten Satz. Wenn nun aber das portugiesische Kreol. von Ceylon, Malaisia, Macao u. s. w., wie Sie mir schreiben, so ziemlich dieselbe innere Sprachform zeigt, so daß also bei diesen Mischsprachen jener Satz nicht zu gelten scheint, so bin ich der Ansicht, daß Sie nicht dagegen beweisen. Erstlich, weil gerade auf allen diesen Punkten eine unendliche Völkermischung herrscht, welche sich mehr [oder] weniger an der Kreolensprache auffand (??), umbildend beteiligt hat; daher sich hier eine bestimmte innere Sprachform, eine individuell erkennbare, sich kaum finden kann.

Zweitens. Die Völker, welche hier vorkehren, gehören Sprachen an, deren innere Sprachform, wenn man sie mit einem fremden Sprachstoff vergleicht, wenig charakteristisches zeigen kann. Der Bau der einsilb. Sprachen ist ja einfach so, wie der Bau einer hybriden Sprache werden muß, namentlich einer solchen, die auf dem engl. Sprachstoff sich entwickelt. Denn das Englische zeigt ja selber |9| kaum eine greifbare innere Sprachform, da sein ganzes Wesen, heutzutage, natürlich nicht historisch, auf dem hochentwickelten Gedanken beruht, also nicht längst ausgeprägten (u. wieder abgeschliffenen), längst fertigen Lautsymbolen u. mit der Wortstellung sich völlig genügen läßt.

3) Ueberhaupt ist, was man innere Sprachform nennt, greifbar nur auf den älteren, sinnlicheren, objektiveren Entwicklungsstadien der Sprachen; es wird immer schwerer faßlich u. greifbar, je geistiger die Sprache wird. Die innere Sprachform geht dann in einen Sprachgeist über u. dieser spiegelt sich oft kaum noch in der Form. Die chines. Sprache steht ja, nach Steinthal,17 so vielfach der engl. gleich; u. es ist begreiflich, daß, wenn die geistige Auffassung zur Hauptsache geworden ist, auf einer Stufe, da nach langer psychischer Entwickelung, jedes Wort nur noch ganz abstraktes Symbol ist, es ist begreiflich, sag ich, daß auf einer solchen Stufe die Sprache einem ungeschickten Stammeln, welches auch sich nur bemüht, die geistigen Bezüge, den gedanklichen Wert der eigenen Vorstellung so gut u. schlecht es geht darzustellen, formell, äußerlich, sehr nahe sein kommen muß. Dabei ist zu bemerken, daß alles, was durch Massenwirkung der Menschheit zu Stande kommt, sofort auch das Gepräge einer gewissen, oft einer hohen Vollkommenheit annimmt. Es zeigt sich in solchen Produkten |10| die Summe der Intelligenz aller Individuen oder viell. besser der Intelligenzfähigkeit derselben u. alles Törichte wird rasch eliminirt. So auch in den Sprachen; so in Geräten, Bauten u. s. w. Hierüber ließe sich viel sagen; es regt wenigstens viele Gedanken an.

4). Die innere Sprachform ist überhaupt, wenn man viele Sprachen vergleicht, außerordentlich viel weniger verschieden, als man denken möchte. Ich habe vor langen Jahren darauf hin einmal die melanes. mit den indogerm. Sprachen u. dem Hottentott. verglichen. Das ist ja auch begreiflich, da alles menschl. Denken wie Sprechen auf den gleichen psychischen Gesetzen beruht. Die eigentlichen Abweichungen, die Elemente, welche W. v. Humboldt so recht zu seiner Corruption der innern Sprachform anregten, kommen erst bei auseinandergehender individueller Entwickelung, u. zugleich erst bei einem ganz bestimmten Verhältnis der Außenwelt zum Individuum oder der (homogenen) Individuengruppe = Naturvolk. Später verlieren sich die Unterschiede wieder, es tritt weit mehr Gleichartigkeit wieder ein. Man könnte das ganze in einer Curve zeichnen, wobei Stufen, |11| u. Ende (a u. b) zwar scheinbar äußerlich u. doch ungeheuer verschieden wären

---------------------------- a b ------------------------------------ -----------------------------

Verlauf der Zeit als wagrechte Grundlinie

Das scheint mir keine Spielerei zu sein.

5). Da, wo die innere Sprachf. nicht mehr charakteristisch ist, dürfte es die Phonetik noch gar sehr sein. Z. B. Englisch. Die Phonetik spielt ja auch in den Kreolensprachen, welche ich kenne, durch Sie, durch Adam18 u. s. w. eine bedeutende Rolle. Sollte nicht in Ostasien die Phonetik von Wichtigkeit sein für die einzelnen hybr. Idione, daß manaus ihr manches über die genealog. Verhältnisse der Sprache schließen könnte, oder nicht?

6) Gewiß kann es verschied. Stufen hybrider Sprachen geben. Das Santhorinische (??), Guyanische, Mauritische Kreolisch würde das einem angeboren, nur mit fremdem Sprachstoff bei beibehaltener urspr. Sprachform und Phonetik der Redenden finden.19 Die Mischung kann aber auch sehr bedeutend auf den Sprachstoff einwirken u. so würde die Verkehrssprache der Behringstraße20 (Dull21) auf anderer Stufe stehen.

Wie es mit der genannt. Form ist, weiß ich nicht. Sollten Beispiele da sein, |12| daß auch die Grammatik beider Sprachen verschieden? Hier find‘ ich aber die Unklarheit in Dall’s Bezeichnung eines ungrammatischen Jargons. Ich vermute, dasselbe wird korukische (??) Grundformen enthalten, nicht Eskimo-grundf., dagegen ein Mischmasch von Sprachstoff.

7) Zwischen hybriden u. entlehnten Sprachen ist zu scheiden. Ich kann die romanischen Sprachen nicht für hybrid halten, da sie als Sprachen ganz herüber genommen sind. Hier ist das ganze Volkstum eher hybrid, nicht die Sprache, selbst das Spanische nicht, trotz einzelner phonetischen und sprachschutzlichen Einwirkungen des Baskischen. Wenn ich die Beispiele von Sprachentausch psychologisch-historisch untersuchen u. sammeln wollte, so meint‘ ich damit nicht die hybride Sprachbildung wie das Kreolische. Doch läßt sich dies für jene Untersuchung allerdings kaum ausscheiden. Die germanisierende Einwirkung der Angelsachsen erkläre ich mir aus ihrer politischen Uebermacht, welche auf der Uebermacht ihres Charakters und ihrer Energie beruht. Letzteres namentlich ist von ungeheurer Wichtigkeit gerade bei kelt. Urbevölkerung; es steht der Ueberzahl gleich.

8) Ich halte die Sprache durchus u. nur für ein psychisches Gebilde u. zwar für ein solches |13| welches erst im Leben wird, keineswegs sich vererbt! Aber dies Werden im ersten Leben, dies allseitigste Werden ist von höchster Kraft. Ihm entspricht das erste u. festeste Werden der Hirnschleifen welche im Leben nicht mehr sich ändern lassen. Namentlich nicht in einem, wie bei den Naturvölkern, wenig spezifizirten Hirn. Die Geschichte mit dem Südschotten ist sicher apokryph, der nicht gut beobachtet. Vererblich ist nur die Anlage zur mechanischen Bildung der Laute, also das phonetische Grundelement, u. auch dies gar nicht stets. Erblich oder vererblich ist wohl auch die größere Leichtigkeit in Bildung der Hirnschleifen, also die größere Beweglichkeit wenn ich so sagen darf des Hirns. Daher ist Wechsel des Sprachstoffs sehr möglich, denn er beruht nur auf der Aufnahme des Gedächtnisses, nicht der Sprachform, des Gefühls für das Rechte, Mögliche, in der Sprache; dies beruht auf dem Gesammtwesen des Menschen.

Ueber den Begriff Volk, der mir vor Jahren viel Schwierigkeiten machte und undefinirbar schien, schreib‘ ich gelegentlich; heut führt es zu weit. Ich glaube man kann ihn nur genealogisch fassen. Ein Individuum ist aber kein Volk; es mag zum Volk des Vaters oder der Mutter sich halten. Daß in vorhistor. Zeit so viele Mischungen statt gefunden, glaube ich nicht recht. Meist verbieten das schon bestimmte Tabugesetze. Auch fehlte die große Zahl der Menschen u. Völker. Ich glaube nicht an die allzugroße Gemischtheit der europ. Völker. Historisch ist sie mindestens unnachweislich u. ebenso anthropol., denn was da als Beweis angeführt wird, |14| ist kein Beweis.

Ueber die Bevoelkerungsentwicklung des spanischen Amerikas etwas Sicheres und Eingehendes zu erfahren, ist sehr schwer. Einiges gibt Waitz.22 Das meiste muß man mühevoll zusammensuchen. Behm u. Wagner23Bevölkerung der Erde in den verschiedenen Heften (Ergänzungshefte) bieten wohl auch einiges. Spanische Geschäftswerke, die etwas verläßliches böten, kenne ich nicht. Doch behalt‘ ich den Punkt, der mich sehr interessirt im Auge.

Ueber das Benguella 24 oder ein Ma25 zwischen Ananza u. Cunene26 ist mir nichts bekannt. Einzelne Wortlisten dürften in den größeren Reisewerken viell. zu finden sein. Wollen Sie aber nicht auch das Suaheli vergleichen, für welches wir durch Acere’s Grammatik u. Kempfs Vokabular so schöne Hilfsmittel haben?27

Für heute leben Sie wohl. Das nächste mal schweig ich nicht wieder so lange. Nochmals, verzeihen Sie mir mein Schweigen; u. seien Sie bestens bedankt, daß Sie mich trotz desselben nicht ganz aufgegeben haben!

Mit herzlichem Gruß
Ihr ergebenster

G. Gerland

Straßb. 13-15/7 83.


1 Gerland war seit 1864 mit Wilhelmine Henke (1836-1885), einer Tochter des Theologieprofessors Ernst Henke (1804-1872) verheiratet.

2 Nieren-Erkrankung.

3 The Journal of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland (JRAI).

4 Garrick Mallery, Introduction to the study of sign language among the North American Indians Illustrating the gesture speech of mankind, Washington: Government Printing Office, 1880.

5 Hrsg. von J. W. Powell, Washington: Government Printing Office, 1881.

6 Kein bibliograph. Nachweis.

7 William Healey Dall, „The Chukches and Their Neighbours in the North-Eastern Extremity of Siberia“, vol. 3, Sept. 1888, 568-570.

8 Wiedergabe dieser Termini unsicher! Vgl. auch Elke Nowak, Einführung ins Inuktitut ( https://files.ifi.uzh.ch/cl/siclemat/lehre/ss06/mul/script/papers/Nowak2002.pdf).

9 William Healey Dall (1845-1927), US-amerikanischer Naturforscher, Malakologe und Paläontologe (keine Korr. mit Schuchardt!).

10 Lucien Adam, Les idiomes négro-aryen et maléo-aryen: essai d'hybridologie linguistique, Paris: Maisonneuve, 1883.

11 Lucien Adam.

12 Lesart unsicher; nicht identifiziert.

13 Heute: Amerikanische Jungferninseln.

14 Lucien Adam, Les idiomes négro-aryen et maléo-aryen: essai d'hybridologie linguistique, Paris: Maisonneuve, 1883.

15 Charles Baissac.

16 Gerland, Rez. von Lucien Adam, Les idiomes Négro-Aryen et Maléo-Aryen, Paris: Maisonneuve & Co., 1883, in: Deutsche Literaturzeitung 4, xx, Sp. 1317 unten: „Nur Schuchardt geschieht ein kleines Unrecht. Denn derselbe gibt keineswegs zu, dass die Uebereinstimmungen des Santhomanischen mit Angolensischem ,nicht wesentlich‘ seien, er legt dies nur dem Gegner in den Mund“. – Gerland rez. Adams Les Idiomes Négro-Aryen et Maléo-Aryen. Essai d’hybridologie linguistique, Paris: Maisonneuve & Co., 1883.

17 Chajim Heymann Steinthal (1823-1899), deutscher Sprachwissenschaftler und Philosoph; vgl. HSA 11271.

18 Lucien Adam (1833-1918), franz. Linguist; vgl. HSA 00014.

19 Der Satzbau ist unklar!

20 Richtig „Beringstraße“.

21 Jonathan Dull (?); Werk unspezifiziert.

22 Theodor Waitz, Die Amerikaner: ethnographisch und culturhistorisch dargestellt, Leipzig: Fleischer, 1864 (Die Amerikaner : ethnographisch und culturhistorisch dargestellt).

23 Hermann Wagner / Ernst Behm / Alexander Georg Supan, Die Bevölkerung der Erde : Jährliche Übersicht über neue Arealberechnungen, Gebietsveränderungen, Zählungen und Schätzungen der Bevölkerung auf der gesammten Erdoberfläche, Gotha: Perthes, 1872.

24 Vermutlich ist der portug. Dialekt gemeint, der in Benguela / Benguella, der Hauptstadt der angolanischen Provinz gleichen Namens, gesprochen wurde.

25 Nicht identifiziert.

26 Provinzen in Angola.

27 Werke nicht bibliographisch nachgewiesen.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 03654)