Hans Stumme an Hugo Schuchardt (31-11386)
von Hans Stumme
an Hugo Schuchardt
12. 02. 1920
Deutsch
Schlagwörter: Persisch Griechisch Arabisch Hebräisch Phönizisch Ungarisch Laoust, Émile Schuchardt, Hugo (1920) Schwarz, Paul (1920) Falzon, Giovanni Battista (1882) Gesenius, Wilhelm (1915) Belot, Jean-Baptiste (1899)
Zitiervorschlag: Hans Stumme an Hugo Schuchardt (31-11386). Leipzig, 12. 02. 1920. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10816, abgerufen am 05. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10816.
MITTEILUNG
von
Universitätsprofessor Dr. Hans Stumme
Leipzig, Südstr. 72II.r.
Redaktion der Zeitschrift der Deutschen Morgendländischen Gesellschaft
(Redaktion der Mitteilungen des Vereins für Sächsische Völkerkunge)
(1853)
L., 12.2.1920
Hochverehrter Herr Professor!
Mit herzlichem Danke bestätige ich den Empfang des Mscr. Ihrer Anzeige von Laoustes Mots et choses.1 Ich schaffe es morgen zu Kreÿsing2, der es bald setzen wird, und Sie sollen auch bald Separata haben. Vielleicht könnten Sie am Schlusse noch ein paar lobende oder ermunternde Worte an Laoust beifügen; denn je mehr wir ihn zur Fortsetzung solcher Arbeiten ermutigen, je mehr haben wir davon. Den Zusatz können Sie ja in der Korrektur anbringen.
Im nächsten Hefte schreibt Paul Schwarz über den fanīd, Gerstenzucker, was ja aus dem Persischen kommen soll.3 Sonderbarerweise heißt er in den roman. Dialekten nun auch ähnlich; Falzon Diz. malt.-it.-ingl.4 gibt ja: pinìt = pennito, penidio, barley-sugar. Das penidio sieht sehr griechisch aus, aber vergeblich suche ich ein πενίδιον, παινίδιον, πενoίδιον (etc. in fröhlicher Möglichkeit) in den Wörterbüchern. Ich sende Ihnen ein Separatum des Schwarz’schen Artikels, sobald das Heft erschienen, und Sie haben dann vielleicht die Güte, eine Äußerung dazu zu tun. Ich habe immer gedacht pinât hinge mit dem – ö. m. a. J.!5 – penis zusammen, weil solches Zuckerzeug im Arabischen (z. B. Damaskus) zibb-el-lôz „Mandelpenis“ oder – wenn sehr fein – zibb el-Ḳâḍī „Kadipenis“ heißt! |2| Bei afan wird man an hebr.sôfê אפֶה6 „Bäcker“ wohl nicht denken dürfen. Doch wären ja libysch- phönizische Beziehungen auch hier möglich. Buhl-Gesenius Hebr. Wörterbuch7 verweist unter √ אפֶה Wörter, die ich noch nie sah! – auch auf mōfat „Ofen“ und arab. ﻑﻴﻣ welch letzteres man in Belot8 sub √ ﻑﻭ findet. Aber, wenn die semit. √ sfw ist, ist das n von berb. afun freilich unerklärbar.
„Ungarisch“ ist meine pièce de résistance in diesem Zwischensemester; in meiner Afrikanistik mit Berberologie ist Niemand gekommen; aber Unterricht im Magyarischen heischen von mir 2 Juristen in 4 Stunden pro Woche.
In der Hoffnung, daß Sie Sich wohl befinden, schließt mit
besten Grüßen
Ihr ergebener
Hans Stumme.
1 Schuchardt, „[Rez. von:] E. Laoust, Mots et choses berbères. Notes de linguistique et d’ethnographie, dialectes du Maroc“, Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft 74, 1920, 298-301.
2 G. Kreysing, Buchdruckerei Leipzig, Seeburgstr.51.
3 Paul Schwarz, „Fanid und Verwandtes, ein sprachlicher Beitrag zur Geschichte des Zuckers“, ZDMG 74, 1920, 238-246.
4 Giovanni Battista Falzon, Dizionario Maltese-Italiano-Inglese arricchito di varie frasi, modi di dire e proverbi. Seconda edizione, accresciuta di numerose addizioni e correzioni, Malta: Muscat, 1882 (T. 2 u. d. Sachtitel Dizionario Italiano-Inglese-Maltese).
5 Abk. nicht aufgelöst.
6 Punktation fehlt!
7 Wilhelm Gesenius' hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament / Wilhelm Gesenius. In Verb. mit ... bearb. von Frants Buhl, Leipzig: Vogel, 1915, XIX, 1013 S.; 8.
8 Jean-Baptiste Belot, Vocabulaire arabe-français, 6. ed., rev. et augm. d'une liste des mots empruntés aux langues étrangères, avec l'indication de ces langues, Beyrouth: Impr. Catholique, 1899, 12, 1012 S.