Hans Stumme an Hugo Schuchardt (22-11377)

von Hans Stumme

an Hugo Schuchardt

Leipzig

14. 05. 1915

language Deutsch

Schlagwörter: Magyar Tudományos Akadémia (Budapest) Zeitschrift für romanische Philologielanguage Berberischlanguage Lateinlanguage Italienischlanguage Arabisch Meyer-Lübke, Wilhelm Rom Schuchardt, Hugo (1917) Stumme, Hans (1915) Meissner, Bruno (1915)

Zitiervorschlag: Hans Stumme an Hugo Schuchardt (22-11377). Leipzig, 14. 05. 1915. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2021). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10807, abgerufen am 08. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10807.


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L., 14.V.19151

Hochverehrter Herr Hofrat!

Nun erlaube ich mir, mich als Ausw. Mitglied der Tud. Akadémia2 vorzustellen! – In Rom, bei den Sitzungen des Ministero delle Colonie war es sehr interessant; das Oriental. Institut bekommt also jedenfalls einen Professor für Berbersprachen, den Herrn Dr. Beguinot.3 Dort haben wir auch festgesetzt, daß berber.abeid „Weg“ von lat.vereda kommt! Nach Orient. Literaturzeitung S. 1594 haben Sie in der Zeitschr. für Roman. Philol. über die Arab. Wörter bei Meyer-Lübke geschrieben.5 Wäre Ihnen für ein Separatum sehr dankbar und biete Ihnen als Gegengabe 3 Expl. meiner Arab. Lieder an!6 Ich schrieb Ihnen wohl schon, daß abušil „Knabe“ (z. B. Ğebel Nefusa7 = lat.pusillus) |2| sein werde! Was sagen Sie zu OLZ 159 qain-Schmied8? Da ist im Tubalqain des Alten Testaments der Tubal schließlich ein Somalischer Tumale!

Heil und Sieg!

Herzlichen Gruß!

H. Stumme

Leipzig, Südstr.72IIr.


1 Immer noch oder wieder adr. „Elisabethstr. 6“.

2 Magyar Tudományos Akadémia.

3 Francesco Beguinot (1879-1953), erster ital. Ordinarius für Berbersprachen (ab1917), lehrte am Istitutio Orientale di Napoli.

4 OLZ 18. Jg., Nr. 5, Sp. 159 (nur eine knappe Literaturangabe).

5 Schuchardt, „Die arabischen Wörter in Meyer-Lübkes Rom. Etym. Wb.“, Zeitschrift für romanische Philologie 38, 1917, 478-479.

6 Fünf arabische Kriegslieder des berühmten deutschen Kriegsfreiwilligen Fritz Klopfer : tunisische Melodien mit arabischem und deutschem Text, Leipzig: Hinrichs, 1915.

7 جبل نفوسة, ital. Gebel Nefusa (Bergland im Nordwesten von Lybien).

8 Es geht um einen Aufsatz von Bruno Meissner, „Neue Duplikate zur dritten Tafel der Serie ḫarra = ḫubullus“, OLZ 1915, Nr.5, Sp. 136-140, wo am Ende die These vertreten wird, dass arab.قابيل Kain eigentlich „der geringe Sklave“ auch für „Schmied“ verwendet werde. „So meine ich denn, dass nichts näher läge, als in Kain, dem ,Schmied‘, den eigentlichen Stammvater der Schmiedekunst zu erblicken und in der Geschichte von der Ermordung und der hierdurch bedingten Aechung einen Versuch zur Erklärung der Tatsache zu sehen, dass die Schmiede verachtet sind“.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 11377)