Hugo Schuchardt Archiv

Graz, 7 Febr. 1904

Lieber Freund,

Besten Dank für Ihren und der Ihrigen Glückwunsch zu meinem Geburtstag – es ist schon so lange her dass es nicht mehr schön ist.¹

Ujfalvys Tod² – er ist, wie es scheint, doch wieder nach Florenz gezogen – habe ich herzlich bedauert, um so mehr da er doch verhältnismässig wenig im Leben erreicht hat.

Frau von Almásy geb.von |2| Pittoni³ habe ich seither noch nicht gesprochen; ich werde ihr gelegentlich Ihre Empfehlung ausrichten. Ihr Mann Dr Georg von A. berichtete mir kürzlich über die Oganisationsarbeit eines Komités für die Erforschung Central- und Ostasiens (auf Empfehlung Russlands), von dem er Vize-, Graf Kuun⁴ Präsident ist.* (* Almásys ziehen nun im Frühjahr für immer nach Ungarn damit die Kinder echte Magyaren werden). – General Henriquez steht nicht mehr im Adressbuch, wird also todt sein.⁵

Bitte, vergessen Sie nicht sich bei Szinnyei nach Budenzschen⁶ Sätzen zu erkundigen.

An Alexics habe ich geschrieben und er hat mir ausführlich geantwortet.⁷

Über die Charakteristik Ihres Verhältnisses zu einer geplanten Gemeinsprache habe ich lachen |3| müssen; Gomperz⁸ nämlich hat mir, der ich mich nie bemüht habe ihn zu erwähnen hat fast in jedem Brief den ich von ihm erhielt am Schluss gleichsam als Ceterum censeo erklärt: „Der Weltsprachfrage stehe ich wie Sie wissen kühl gegenüber“, bis ich denn schliesslich herausbrach: „auch ich stehe ihr kühl gegenüber – wie einer Rechnung deren einzelne Posten und deren Gesamtergebnis ich auf ihre Richtigkeit prüfe“. Leider hat sich mein Bericht mit dem Aufsatz von Wities⁹ in der Beilage zur Allg. Ztg. vom 28. Dez. gekreuzt;¹⁰ ich habe mir vorbehalten, auf ihn zu erwidern, vorderhand hat es in der Beil. einige allgemeine Bemerkungen von mir und Gegenbemerkungen von W. gegeben.

Herzlichst und getreulichst
Ihr und der Ihrigen
HSchuchardt