Hugo Schuchardt an Lajos Katona (371-05067_429)
von Hugo Schuchardt
an Lajos Katona
29. 01. 1904
Deutsch
Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Lajos Katona (371-05067_429). Graz, 29. 01. 1904. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2023). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10558, abgerufen am 26. 09. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10558.
Graz 29 Jänner 1904.
Lieber Freund,
Also nochmals: Gott vergelt es tausend und tausend Mal, womit nicht gerade tausend und tausend Zeitschriftenhefte gemeint sind. Eine kleine Motte fliegt Ihnen jetzt zu, mein Akademiebericht über die Gemeinsprache,1 in dem ich natürlich gar Nichts Neues zu sagen wusste und mich akademischer ausgedrückt habe als ich wünschte und wahrscheinlich unakademischer als man wünschte. Zu gleicher Zeit wird Ihnen auch Meringer sein Feuilleton in der N. Fr. P. zusenden2|2| dem ich trotz der mir darin widerfahrenen starken „Anstrudelung“3 in allem Wesentlichen meine Zustimmung nicht versagen kann. Ich gedenke demnächst ähnliche Themata zu behandeln, und bei dieser Gelegenheit das berühmte hát4 von Budenz5 zu berühren. Da sollen Sie mir wieder ein bisserl helfen. Ich war sehr erstaunt als ich Budenz kennen lernte und er dieses hát in seinem Deutschen kurz hintereinander hören liess. Ich getraue mich aber nicht einen Beispielsatz niederzuschreiben; ich könnte leicht übertreiben oder die háts an falscher Stelle setzen. |3| Sie haben ihn ja wohl oft genug gehört um mir einen oder ein paar Sätze seiner Prägung – auf absolue Autenthizität kommt es ja nicht an – anzugeben. Ich hörte das hát bei ihm auch in einer kleinen russischen Rede die er einmal im Kružok (so?)6 hielt.
An Alexics werde ich nun da Sie mich beruhigt haben, demnächst einmal schreiben.
Wird der Waffenlärm Ballagi7 Simonyi8 bis zu meinen Ohren dringen?
Mit herzlichstem Gruss
Ihr und der Ihrigen
Getreuer
HSch
1 Schuchardt, „ Bericht über die auf Schaffung einer künstlichen internationalen Hilfssprache gerichtete Bewegung“, Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 54, 1904, 281-296.
2 Rudolf Meringer, „Natur- und Völkerkunde. Etwas vom Nachahmungstriebe“, Neue Freie Presse 21. Januar 1904, S.18-20.
3 „Schmeichelei“.
4 Dt. Bedeutung „singen“.
5 Josef Budenz (1836-1892), deutsch-ungarischer Finnougrist; vgl. HSA 01439.
6 Kružok (=Kreis), ungar. Kruzsok (wöchentliches geselliges Treffen), von Budenz in Budapest begründeter Sprachzirkel
7 Aladár Ballagi, Régi magyar nyelvünk és a Nyelvtörténeti Szótár. 1. Kötet, Budapest: Magyar Tud. Akad., 1903; 760 Seiten [= Unsere alte ungarische Sprache und das sprachgeschichtliche Wörterbuch].
8 Zu seiner Kritik an Ballagi vgl. Rita Fejér, Zur Geschichte der deutsch-ungarischen und ungarisch-deutschen Lexikographie: von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, Tübingen: Niemeyer, 1995, 20ff., 30ff., 219 u. ö.
Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung von: Bibliothek und Informationszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Abteilung für Handschriften und Alte Bücher. (Sig. 05067_429)