Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (275-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

09. 06. 1913

language Deutsch

Schlagwörter: Revue internationale des études basques Kaiserliche Akademie der Wissenschaften (Wien)language Baskisch Lacombe, Georges Winkler, Heinrich Uhlenbeck, Christian Cornelius Trebitsch, Rudolf Wien Baskenland Wales Bretagne Schuchardt, Hugo (1913) Winkler, Heinrich (1909)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (275-s.n.). Graz, 09. 06. 1913. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1050, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1050.


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Graz, 9. V. '131

Lieber Freund.

Seit meiner Rückkehr von Wien habe ich nur daran gedacht meine “Baskisch-hamitischen Wortvergleichungen” fertig zu stellen. Durch mancherlei, wie gewöhnlich gehemmt (wir hatten u. A. eine überaus große Hitze) ist mir das erst heute gelungen. Es sind 33 Seiten in Großquart, die wohl 2 1/2 Druckbogen ergeben dürften. Ich muß nun alles gründlich durchsehen und nachprüfen, hoffe aber damit in den nächsten acht Tagen zu Ende zu kommen. Sie werden natürlich es zunächst sehen wollen, schon wegen der Placierung in der Revue; es wird ja, denk ich, dann in der Zeit eintreffen da Sie mit G. Lacombe zusammen sein werden.*) [*)Gehen Sie aber etwa mit ihm auf Atlas-reisen?]Wie ich Ihnen mein Mskr. schicken werde, ob als rekommandierter Brief oder in |2|einem Paket weiß ich noch nicht — vielleicht raten Sie mir darin, auf einer Postkarte (es wiegt über 200 Gramm).

Es ist sehr gut daß H. Winkler sich das Baskische aus der Nähe ansieht. Ich kenne ihn nicht persönlich, er soll recht liebenswürdig sein; brieflich hat er mich immer sehr gut behandelt, obwohl er weiß daß ich seine Ansichten über das Baskische nicht teile und seine Ausfälle gegen Uhlenbeck2 nicht billige. Ich fürchte nur daß er einseitig nach Beweisgründen für seine Kaukasische Theorie suchen wird. Wie wenig ich gegen diese eingenommen bin, wird meine jetzige Arbeit zeigen. Es wäre mir nichts erwünschter als wenn etwa in derselben Art und Weise baskisch-kaukasische Wortvergleichungen zusammengestellt würden. Was Winkler veröffentlicht hat, läßt mich, von den romanischen Lehnwörtern abgesehen, in formaler|3|Beziehung unbefriedigt. In diesen Tagen schrieb mir Dr. med. und phil. R. Trebitsch in Wien, welcher im Baskenland (beiderseits) Phonogramm-aufnahmen zu machen beabsichtigt und mich fragt, an welchen Orten das — mit Rücksicht auf die verschiedenen Mundarten — am besten geschehen könnte. Ich habe ihn wiederum an Sie verwiesen, wie ich das schon im vorigen Herbst getan habe, als er mich besuchte. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn ich Ihnen damals nicht von ihm geschrieben hätte. Seine Interessen beschränken sich nicht auf die Phonogramme (er hat solche in Grönland, Wales, Irland und der Bretagne aufgenommen und Berichte darüber in den Schriften unserer Akademie veröffentlicht), sondern erstrecken sich auf Anthropologisches und Ethnographisches (Couvade, Volksmedizin |4| u. dgl. — über die geographische Verbreitung der Fellboote und Schwimmsäcke hat er vor einiger Zeit eine gediegene Arbeit geliefert).

Mit herzlichem Gruß

Ihr ergebener

H. Schuchardt

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1 Error por 9. VI, tal y como se puede comprobar por el matasellos y por el contenido de la carta.

2 V. H. Winkler, Uhlenbeck und meine Arbeit: das Baskische und der vorderasiatisch-mittelländische Völker- und Kulturkreis. Breslau 1909.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)