Lajos Katona an Hugo Schuchardt (178-05385)

von Lajos Katona

an Hugo Schuchardt

Budapest

01. 09. 1892

language Deutsch

Zitiervorschlag: Lajos Katona an Hugo Schuchardt (178-05385). Budapest, 01. 09. 1892. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2023). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10366, abgerufen am 07. 10. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10366.


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Budapest, I. Orzágház-utzca 19.
92.1.IX. [=1.9.1892]

Hochgeehrter Herr Professor!

Besten Dank vor allem für das wertvolle Lebenszeichen, das Sie mir nach so langem, allerdings von mir selbst verschuldeten Schweigen freundlichst zukommen ließen. Ich habe den außerordentlich lehrreichen und anregenden Excurs (denn das ist ja eigentlich Ihr Artikel viel eher als eine Besprechung der im Titel angeführten zwei Werke)1 mit einem wahrhaften Heißhunger durchgelesen, und werde denselben noch einigemal mit Andacht durchnehmen, |2| bis er mir sozusagen in Fleisch und Blut übergeht. Denn es steckt eine überreiche Fülle concentrierten Nährstoffes darin, der mir – besonders im Hinblick auf die schale Suppe meiner Alltagskost hierorts – recht noth thut.

Nun aber mit Ihrer vorausgesetzten Genehmigung einen ganz kurzen Bericht über meine abgelaufenen Ferien. Nach einer recht erquickenden Rundfahrt im Salzkammergut – und zwar mit Vorzug in den abseits gelegenen Theilen desselben – habe ich mich für drei Wochen auf |3| die winzige Fraueninsel des Chiemsees zurückgezogen, und wäre in diesem Maler-Eldorado schier zu einem Landschaftskleckser geworden, wenn hierzu außer dem Pinsel, der ich bin, nicht Weiteres erforderlich wäre. Seit zwei Wochen schwitze ich aber schon wieder mein redlich Theil hier zuhause, und bin von heute an wieder ins liebe Joch eingespannt, das aber für die nächste Zeit insofern etwas erleichtert ist, als ich wenigstens meinen verschidenen undankbaren Redactionsobliegenheiten glücklich entbunden bin. „Élet“2 hat mich, nebenbei |4| erwähnt, außer den vielen Plackerein, die ich damit gehabt habe, noch ein hübsches Sümmchen Geldes gekostet. Ich werde aber zeitlebens nicht klüger werden.

Mein Gesundheitszustand ist gegenwärtig ein leidlicher und – gegen Ende des vergangenen Schuljahres gehalten3 – sogar ein beträchtlich gebesserter zu nennen. Ich hoffe, daß auch Sie, hochgeehrter Herr Professor, sich ganz wohl befinden, was ich Ihnen aus vollem, Ihnen unwandelbar treu ergebenem Herzen wünsche.

Ihr dankbarer

Katona.


1 Vermutlich Schuchardt, „[Rez. von:] Alexander Petõfi, Gedichte. Aus dem Magyarischen übertragen von Heinrich Melas“, 2 Bde., Hermannstadt: Kraft, 1891, 275 u. 366 S., Deutsche Literaturzeitung 12, 1891, 1923-1927. (Es kommt eigentlich kein anderes besprochenes Werk in Frage, zumal die Übersetzung zweibändig ist und das Heft der DLZ auf den 26.12.1891 datiert ist).

2 Vgl. 05382 (28.6.1891).

3 „verglichen mit“.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 05385)