Lajos Katona an Hugo Schuchardt (137-05378)

von Lajos Katona

an Hugo Schuchardt

Budapest

19. 11. 1889

language Deutsch

Zitiervorschlag: Lajos Katona an Hugo Schuchardt (137-05378). Budapest, 19. 11. 1889. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2023). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10324, abgerufen am 01. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10324.


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Budapest, I. Országház-u. 19.
19.XI.89.

Hochgeehrter Herr Professor!

Verzeihen Sie, daß ich Ihre letzten lieben Zeilen so lange unbeantwortet ließ, aber ich habe fürs erste nichts Interessantes zu melden gehabt und dann war ich auch in letzter Zeit mit dem heroischen Gründungswerk unserer ethnographischen Hexenküche zu sehr beschäftigt. Bin neugierig, was für ein Fuselgebräu aus dem großen Kessel herauskommen wird. An mannigfaltiger Würze dazu haben wir es nicht ermangeln lassen.

Die Separatabzüge Ihres übrigens noch immer laufenden Nyelvörartikels (einen „Bandwurm“ belieben Sie ihn zu nennen) kann ich Ihnen melden.1|2| Daß die Sache des 2. und der weiteren Theile nach Ihrem ausgesprochenen Wunsche aufbewahrt würde, für den 1. Artikel aber Ihre betreffende Notifikation schon zu spät eingelangt ist und somit dieser Theil des Ganzen nachgesetzt werden mußte, was auf Szarvas’s Verfügung auch sofort ohne Anstand ausgeführt worden ist. Die Revision des Ganzen werde ich vornehmen und bei dieser Gelegenheit sowohl die von Ihnen bereits angemerkten aber auch die weiteren Druckfehler nach Möglichkeit zu beseitigen suchen. Hoffentlich haben Sie im 3.Theil desselben weniger als in den ersten 2 gefunden. Wenigstens habe ich es hier so weit gebracht das hartnäckig immer wiederkehrende la tin endlich in ladin zu korrigiren. |3| M. Antoine Hampel2 hat vor einer Woche ungefähr3 eine Karte bei mir zurückgelassen. Es thut mir leid, daß er sich umsonst bei mir in die Festung hinauf bemühte und ich werde ihm seinen Besuch baldmöglichst erwidern. Es freut mich bei uns einen noch ganz jungen und hoffentlich von ernstem Streben beseelten Mann gefunden zu haben, der mir gleich romanistische Studien treiben will und in dieser Absicht bereits – ohne mich gekannt zu haben – zur selben Quelle gepilgert ist, der ich meine geistige – und auch die andere – Wiedergeburt verdanke.

In der Kathederfrage regt sich seitdem kein Lüftchen. Thewrewk4 und Budenz5 sind mir gewogen. Heinrich6 gegenüber habe ich noch keine Veranlas- |4| sung gefunden mich auf irgendwelchen (ob guten, ob schlechten) Fuss zu stellen.

Hoffentlich wird es mir aber gelingen, seine mir noch immer unerklärliche Abneigung wenigstens auf den kühlen Grad der Passivität herabzumindern, indem ich mich wohl hüten werde gegen ihn aggressiv vorzugehn. Dabei aber vielleicht die Mittel und Wege finden dürfte ihm begreiflich zu machen, daß es zunächst in seinem eigenen Interesse liegt die Streitaxt zu vergraben, die sich gar leicht gegen ihn selbst kehren könnte.

Wenn Sie mir einen guten Tag gönnen, so haben Sie die Güte mir recht bald das Beste über Ihr Befinden zu schreiben. Meines ist leidlich.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr dankbar ergebener

KL.


1 Schuchardt, A magyar nyelv román elemeihez, Budapest: Sajtója, 1889 (Über romanische Wörter im Ungarischen); Nachdruck von vier Artikeln in Magyar Nyelvör 18, 1889, 385-396; 433-442; 481-490; 529-534. - Deutsche Übers. „Romano-magyarisches I“, ZrP 15, 1891, 88-123

2 Antal Hampel (1870-), ungar. Jurist; vgl. HSA 04356-04357.

3 Vgl. Brief 05377 (19.10.1889).

4 Emil von Thewrewk (1838-1917), österr.-ungar. Altphilologe, Sprachwissenschaftler und Übersetzer; vgl. HSA 11646-11654.

5 Joseph Budenz (1836-1892), ungar. Finnougrist; vgl. HSA 01439.

6 Gustav Heinrich (1845-1922), österr.-ungar. Literarhistoriker; vgl. HSA 04534-04550.

Faksimiles: Universitätsbibliothek Graz Abteilung für Sondersammlungen, Creative commons CC BY-NC https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/ (Sig. 05378)