Hugo Schuchardt an Lajos Katona (20-05067_219)

von Hugo Schuchardt

an Lajos Katona

Unbekannt

26. 06. 1885

language Deutsch

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Lajos Katona (20-05067_219). Unbekannt, 26. 06. 1885. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2023). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10206, abgerufen am 29. 03. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10206.


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26.6.85.

Sehr geehrter Herr,

Ich denke viel an Sie; mein Bestreben Ihnen eine Ferienbeschäftigung zu verschaffen ist aber noch von keinem Erfolg gekrönt worden. Vielleicht wäre es nicht unzweckmässig – doch bleibt das ganz Ihrem eigenen Ermessen vorbehalten – wenn Sie an den Director des I. Staatsgymnasiums Dr. F. Maurer (er ist ein geistlicher Herr)1 mit Bezugnahme auf die Hauslehrerstelle, die er mir für Sie versprach, schrieben |2| (dankender Weise); vielleicht würde er doch für die Ferien noch Etwas finden.

Können Sie denn nicht durch Artikel in ungarischen Zeitungen oder Zeitschriften Etwas verdienen? Soll ich Sie an irgend welche deutsche Organe empfehlen? Sie schreiben beide Sprachen so gut und besitzen so gediegene Kenntnisse dass mir litterarische Thätigkeit bei Ihnen recht angezeigt erscheint. Neulich sprach ich von Ihnen mit Kónyi Manó2 der hier lebt, als er mich besuchte; ich liess ihn Ihre Dissertation schauen deren Ungarisch er sehr |3| rühmte. Er begriff es auch gar nicht dass Sie in Pest kein Fortkommen fänden; er meinte wenn Sie sich an Fráknoi3 wendeten, so würde der gewiss Etwas für Sie thun. Ich weiss nur wohl dass Sie keine Protection besitzen und dass Sie äusserst zurückhaltend und bescheiden sind; aber ich gestehe Ihnen ganz offen dass mir doch das Ihre traurige Lage nicht genügend erklärt. Vielleicht könnte ich Ihnen besser helfen wenn Sie mir darüber eine vertrauliche Eröffnung machen wollten.

Können Sie mir nicht einen |4| Buchhändler in Pest empfehlen der prompt bediente? Von M. Ráth4 liess ich vor einiger Zeit Mikzráth’s A Zekinteles varneczyc5 kommen; mein hiesiger Buchhändler hat deswegen 3 mal, ich 1 mal geschrieben und endlich konnte ich noch Dr. Hesse bitten sich der Sache anzunehmen. Wenn Sie gelegentlich einem empfehlenswertheren Buchhändler den Zettel mit folgender kleiner Bestellung übergeben wollten (ich begleiche umgehend) So würden Sie mich sehr verbinden.

Sie sagten mir in Pest, Hunfalvy6 habe über mein Buch einige Worte in der Ungar. Rev. gesagt, ich finde Nichts derart.

Mit besten Grüssen – in grösster Eile –
Ihr ganz ergebener

HSchuchardt

|5| Hier datumsmäßig unpassend beigefügt ein Quittungsbeleg der Grazer Post über eine Überweisung vom 11.7.85 (ohne Empfängernamen) Schuchardts in Höhe von 50 fl. – kr.7 Vermutlich zur Unterstützung Katonas.

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1 Dr. Ferdinand Maurer, Capitular des Cistercienserstifes Hohenfurt in Böhmen, k. k. Landesschul-Inspector in Niederösterreich.

2 Kónyi Manó (1842-1917), Leiter des Stenographenbüros des ungar. Landtags; vgl. HSA 05755.

3 Vilmos Fraknói (1843-1924), ungar. Historiker, seit 1870 Mitgl. der Ungar. Akademie, seit 1872 deren Sekretär, 1879 Titularbischof von Rab; vgl. HSA 03110. Vgl. HSA 05334.

4 Mór Ráth (1829-1903), aus Szeged stammender, in Budapest wirkender Buchhändler und Verleger.

5 Kálmán Mikszáth, A tekintetes vármegye (etwa „Die respektable Grafschaft“).

6 Pál Hunfalvy (1810-1896), ungar. Sprachwissenschaftler und Ethnograph; vgl. HSA 04920. A.a.O. gibt es jedoch keinen Hinweis auf Schuchardt. Vgl. auch HSA 05334 (1.7.1885).

7 Vgl. dazu Anhang (Ms 5067/493) ein Grazer Telegrammformular vom 17/7: „Haben Briefe erhalten? Wohin soll ich Geld schicken? Schuchardt“.

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung von: Bibliothek und Informationszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Abteilung für Handschriften und Alte Bücher. (Sig. 05067_219)