Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (217-s.n.)

von Hugo Schuchardt

an Julio de Urquijo Ybarra

Graz

27. 02. 1912

language Deutsch

Schlagwörter: Zeitschrift für romanische Philologie Revue internationale des études basques Anglia. Zeitschrift für englische Philologie. Jena Halle Graz Frankreich Straßburg

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julio de Urquijo Ybarra (217-s.n.). Graz, 27. 02. 1912. Hrsg. von Bernhard Hurch und Maria José Kerejeta (2007). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.1018, abgerufen am 12. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.1018.


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Graz, 27. 2. 1912

Sehr geehrter Freund,

Den Gedanken, den Sie in Ihrer letzten Karte äußern, hegte ich schon längst, habe aber Bedenken getragen Ihnen gegenüber davon zu reden. Ich sähe mich außer Stande irgend eine Bürgschaft zu übernehmen, um so mehr als mir eine gründliche Kenntnis der betreffenden Verhältnisse abgeht. Falls Sie jenem Gedanken Folge zu leisten beabsichtigen, werde ich gern für Sie die einleitenden Schritte, d.h. Anfragen tun. Für heute teile ich Ihnen mit was ich aus eigener Erfahrung weiß.

Die Zahl der deutschen Druckereien|2| die in Betracht kämen, ist sehr groß. Gerade in kleineren Städten finden sich manchmal ausgezeichnete, so die Frommann'sche in Jena, die unsern Leiçarraga druckte. Ich will aber jetzt nur diejenige ins Auge fassen, mit der ich seit 35 Jahren am meisten zu tun habe, die von E. Karras in Halle a/S.

Korrektur. Sie wird hier mit unübertrefflicher Raschheit und Sicherheit geleistet. Obwohl in der Luftlinie die Entfernung zwischen Halle und Graz gerade so groß ist wie die zwischen Mâcon und Bayonne, kann doch eine dreimalige Korrektur (sie ist die Regel) in weniger als 14 Tagen erledigt werden. Ich selbst wundere mich nicht selten darüber daß an demselben Tage an dem ein Bogen mit vielen und starken Korrekturen in Halle ankommt, er von dort, in neuem Druck, wieder abgeht. |3|Wenn irgendwelche Verlangsamung stattfindet, so ist das immer in dem Zusammenhang mit den andern Beiträgen begründet; manche Verfasser beeilen sich nicht allzusehr mit der Durchsicht der Bogen. — Sie kennen ja die Enge des Drucks in der Zeitschr. f. rom. Phil.; es kostet mich immer viel Zeit einen Bogen durchzulesen.

Typen. Die Typen die für die Zeitschrift f. r. Ph. gebraucht werden, sind nicht sehr schön, sie sind zum teil ziemlich abgenutzt. Aber die Revue würde ja überhaupt andere Typen erfordern und ich bin über den Umfang des Typenmaterials bei Karras nicht unterrichtet.

Die Druckerei K. ist sehr in Anspruch genommen; es wäre also zunächst festzustellen, ob sie den Druck einer neuen Zeitschrift übernehmen könnte.

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Über die Preise kann ich nichts sagen; ich denke, sie würden billiger sein als in Frankreich.

Ebenso bin ich über die Abmachungen im Unklaren die zwischen Redaktion (bis jetzt in Straßburg; von nun an in Jena, also nahe bei Halle), Verlag (in Halle) und Druckerei (Halle) bestehen. Alles Administrative ist in den Händen des Verlags (der auch die Zeitschr. f. engl. Philol. hat); das ist ja bei Ihnen wohl nicht der Fall.

Doch ich breche ab — das Einfachste würde wohl sein: Sie stellen ein Quaestionarium auf, weniger für mich selbst, als für die Karras'sche oder irgendwelche sonstige Druckerei. Ich verliere mich sonst in nutzlose Erörterungen von Möglichkeiten. Zudem beginnt schon der üble Einfluß des Frühjahrs auf meine Nerven sich zu betätigen.

Mit herzlichem Gruß

Ihr

H.Schuchardt

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Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Koldo Mitxelena Kulturunea - Liburutegia (Fondo Urquijo). (Sig. s.n.)