Hugo Schuchardt an Julien Vinson (46-HSJV17)

von Hugo Schuchardt

an Julien Vinson

Graz

14. 12. 1901

language Deutsch

Schlagwörter: Revue de linguistique et de philologie comparéelanguage Baskisch Paris, Gaston Leizarraga, Joanes Italien Schuchardt, Hugo (1902) Vinson, Julien (1901) Dodgson, Edward Spencer (1901) Paris, Gaston (1901)

Zitiervorschlag: Hugo Schuchardt an Julien Vinson (46-HSJV17). Graz, 14. 12. 1901. Hrsg. von Bernhard Hurch (2022). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10125, abgerufen am 01. 10. 2023. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10125.


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Graz, 14 Dez. 1901.1

Verehrter Kollege,

Ich habe Sie um eine grosse Gunst zu ersuchen. Können Sie den beifolgenden Brief baldigst*) in Ihrer Revue abdrucken?2 Dass mir an der Sache viel liegt, können Sie schon daraus ersehen dass ich mir die, für mich jetzt nicht unbeträchtliche Mühe einer französischen Stilübung gemacht und sie dann mit einem Franzosen – daher die Korrekturen – zum grössten Theil revidirt habe.

*) Ich bin erst vor Kurzem von einem 8 monatlichen Aufenthalt in Italien zurückgekehrt und daher mit allem Litterarischen in grossem Rückstand.

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Ein wenig Schuld tragen Sie selbst an dieser langen Expectoration. Dodgson hat in einer mir unbegreiflichen Gewissenlosigkeit uns drei Druckfehler aufgehalst die keine Druckfehler sind; wenn Sie das Original, das Ihnen ja zur Hand ist, nachgesehen hätten, würden Sie nicht gesagt haben dass Dodgson bei uns Druckfehler gefunden hat. Das musste richtig gestellt werden, und dabei stellte sich dann für mich das Bedürfnis ein, einmal mit Dodgson, der mich in seinem „Venoms antidote“ selbst in giftiger Weise angreift3, Abrechnung zu halten. Das ist in meinem |3| Interesse, aber auch in dem derer die sich mit dem Baskischen beschäftigen, und vielleicht in Dodgsons Interesse selbst. Ich halte ihn nicht für durchaus unverbesserlich; aber man muss ihm die Zähne zeigen und nicht alle möglichen Zugeständnisse machen.

Übrigens ist der Brief nicht ganz leer an Sachlichem; ich habe verschiedene Punkte des L.’schen Sprachgebrauches erörtert.

Ihnen und Gaston Paris bin ich für die Worte über unsern Neudruck dankbar:4 sonst habe ich wenig Freude damit gehabt. Ich gedenke eine praktische Einführung |4| in das Studium der Sprache L.’s zu schreiben – sagen Sie Dodgson Nichts davon, er würde sonst behaupten, ich habe ihm diesen Gedanken gestohlen.

Darf ich eine Korrektur (mit Manuskript, wie es bei uns Sitte ist) erwarten? Denn in dieser Angelegenheit möchte ich, besonders nach dem was ich selbst bemerkt habe, für keine Druckfehler verantwortlich werden. Wenn ich vielleicht ein Dutzend Sonderabzüge haben könnte, so würde ich die Kosten dafür gern tragen

Mit verbindlichstem Gruss

Ihr ergebenster

HSchuchardt.


1 Handschriftlicher Zusatz von Vinson: “rép.”

2 Es geht um Schuchardt (1902), eine Erwiderung bzw. Klarstellung zu Einwänden in Vinsons (1901) Besprechung der Leiçarraga Edition, die auch einige Punkte Dodgsons aufgreift.

3 Dodgson (1901).

4 Vinson (1901), Paris (1901).

Faksimiles: Die Publikation der vorliegenden Materialien im „Hugo Schuchardt Archiv” erfolgt mit freundlicher Genehmigung von: Azkue Biblioteka (Euskaltzaindia) (Sig. HSJV17)