Eduard Wölfflin an Hugo Schuchardt (05-12875)
von Eduard Wölfflin
an Hugo Schuchardt
18. 01. 1892
Deutsch
Schlagwörter: Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik Schuchardt, Hugo (1891) Schuchardt, Hugo (1892)
Zitiervorschlag: Eduard Wölfflin an Hugo Schuchardt (05-12875). München, 18. 01. 1892. Hrsg. von Frank-Rutger Hausmann (2019). In: Bernhard Hurch (Hrsg.): Hugo Schuchardt Archiv. Online unter https://gams.uni-graz.at/o:hsa.letter.10029, abgerufen am 19. 09. 2024. Handle: hdl.handle.net/11471/518.10.1.10029.
München, 18. Jan. 1892.
Geehrtester Herr College,
Besten Dank für Ihre Anzeige der Zürcher Festschrift.1 Mit tum / tunc lässt sich auch num / nunc vergleichen; wonach num ursprünglich temporale Bedeutung hatte. Der Sclave verabschiedete sich von dem Herrn nach Entgegennahme der Befehle mit der Frage: Num quid vis? Wünschst du noch etwas? Die Frage lag im Tone; num war nicht Fragepartikel. Aber die Antwort mußte in der Regel Nein lauten, da der Herr seine Befehle bereits ertheilt hatte. Darnach Plaut. Most. 794 num moror? Soll ich noch bleiben? (= kann ich gehen?) Antwort Nein. Diese Bedeutung von num wurde freilich frühe verdunkelt.
Mit dem Thesaurus scheint es in Berlin vorwärts zu gehen. Mein Gutachten, welches ich folgen lasse, wurde günstig aufgenommen. Aus verschiedenen Gründen muß ich noch ein Archiv VIII. 1,2 folgen lassen, wofür leider nichts vorbereitet ist, da ich 1890 die Sache aufgab.2 Ich darf doch wohl auch auf einen Beitrag von Ihnen (je länger, desto lieber – im Nothfall bloße Miszelle) hoffen, spätestens bis Ostern.3 Ohne Bundesgenossen kann ich den Feldzug nicht fortsetzen.
Mit fr. Gr. Ihr ergeb.
E. Wfl.
1 Schuchardt, „[Rez. von:] Philologische Abhandlungen Heinrich Schweizer-Sidler zur Feier des fünfzigjährigen Jubiläums seiner Docententhätigkeit an der Zürcher Hochschule gewidmet von der I. Section der philosophischen Facultät der Hochschule Zürich“, Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 12, 1891, 411-414.
2 Vgl. HSA 12874. Diese Bemerkung ist nicht ernst zu nehmen, denn bis 1908 figuriert Wölfflin als Hauptherausgeber.
3 Schuchardt hat trotz dieser Einladung nur wenig für das ALLG geschrieben; vgl. im Hinblick auf die vorliegende Aufforderung Wölfflins: Schuchart, „Lausa“, ALLG 7, 1892, 113-114. Hinzu kommen noch zwei sehr kurze Miszellen aus dem Jahr 1904.