Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen


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Gabiae

CF-GeI-95

GABIABVS

C CAMPANIVS

VICTOR M L I M P

F S L M

Gabiabus

C(aius) Campanius

Victor m(iles) l(egionis) I M(inerviae) P(iae)

F(idelis) s(olvit) l(ibens) m(erito)

CivitasCCAA
Apparatus criticusZ. 3: kein M nach Victor – Broelmann
Z. 4: Stein nach F abgebrochen – Broelmann
Übersetzung Deutsch

Für die Gabiae!
Gaius Campanius Victor, Soldat der legio I Minervia Pia Fidelis, hat (das Gelübde) gerne und verdientermaßen erfüllt.

Übersetzung Englisch

To the Gabiae!
Gaius Campanius Victor, soldier of the legio I Minervia Pia Fidelis, has fulfilled (a vow) willingly and deservedly.

Autopsienon vidimus
Lesung gründet auf: CIL (aus älterer Literatur)
Editionen und LesungenBroelmann 1608, Tabella III Nr.35
CIL XIII 7939
Elektronische RessourcenEDCS-11100165 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/415000 (zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021) (Trismegistos)
Fundort modern Rövenich
InschriftträgerAedicula-Altar
Archäologische Klassifikation Abschrift
Gefäß
Obstschale
Umzeichnung
Beschreibung Objekt

Nach der Umzeichnung handelt es sich um einen fast vollständig erhaltenen Aedicula-Altar. Sockel und Bekrönung fehlen. Über dem nicht gerahmten Inschriftenfeld setzt die Aedicula mit drei sitzenden Frauen an. Informationen zu den Seiten etc. fehlen.

Zustand Objekt größere Fehlstelle/n
IkonografieDie drei Frauen sind sitzend dargestellt und ähneln den Matronendarstellungen. Die rechte äußere Matrone ist oberhalb der Stirn zerstört und nicht mehr vorhanden. Die mittlere Matrone hat offene Haare und die Hände in ihrem Schoß gefaltet. Die linke Matrone trägt eine turbanartige Haube, in den Händen hält sie einen Krug. Die rechte Matrone trägt eine flache Schale in der Hand. Die Darstellung weicht in einigen Details vom typischen Schema der Matronenbilder ab, was auch an der künstlerischen Freiheit des Zeichners liegen kann.
Inschrift

Der Inschriftentext scheint von CIL komplett mit allen Rändern erfasst zu sein. In der Abbildung bei Broelmann (1608, Tabella III Nr.35) ist allerdings die rechte untere Ecke abgebrochen.
In Z.3 ein Querstrich über Nummer der Legion.

Technikgemeißelt
Notabilia Varia

v.1: „Gabiabus” pro “Gabiis”

Kommentar Götternamen

Gabiae: keltisch ‚die Gebenden‘; vgl. auch die Nebenform Gabinae (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 140; de Bernardo Stempel 2005)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Gabiae:
- Germania Inferior: Dieses eingliedrige theonymische Formular ist 5x bezeugt; 1x davon in der Form Gabinae. In CF-GeI-89 werden außerdem Iunones sive Gabiae genannt. - außerhalb der Germania Inferior: -

Matronae Gabiae:
- Germania Inferior: insgesamt 3x belegt (CF-GeI-87, CF-GeI-93, CF-GeI-94) - außerhalb der Germania Inferior: -

Iunones Gabiae:
- Germania Inferior: Dieses theonymische Formular ist nur 1x bezeugt (CF-GeI-86). In CF-GeI-89 werden aber außerdem Iunones sive Gabiae genannt. - außerhalb der Germania Inferior: -

Idb…? Gabia:
- Germania Inferior: Das Votivformular „deae Idbans Gabiae“ ist nur in einer schwer lesbaren Inschrift (CF-GeI-92) belegt. Die Bedeutung und die Nominativform von „Idbans“ sind bislang unbekannt. Schwierigkeiten bereitet auch der Dativ Singular „Gabiae“. Letzteres Problem würde hinfällig, wenn Kamp (1866, 195), der im letzten Buchstaben der zweiten Zeile „nach wiederholter Untersuchung“ ein B gelesen hat, recht hat: Die Auflösung „Gabiab(us)“ läge damit auf der Hand (was auch Lehner 1918, Nr.240 vermutet hat) und es bliebe nur noch zu klären, welche Einzelgottheit davor mit „deae Idbans“ auf der Inschrift angesprochen ist, doch wurde auch hier das „deae“ von Kamp als „deab“ gelesen. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Gaius Campanius Victor: tria nomina
Campanius: italisches Gentilnomen oder einheimisches Pseudogentilnomen, abgeleitet vom lateinischen Cognomen Campanus (Kakoschke 2006, GN 259) Victor: lateinisches Cognomen, überall äußerst gängig (Kakoschke 2008, CN 3321)

legio I Minervia pia fidelis: Die Legion war ab 83 n.Chr. in Bonn stationiert. Den Beinamen Pia Fidelis trägt sie nach 96 (Stein 1932, 104).

ZitiervorschlagCF-GeI-95, hdl.handle.net/11471/504.50.95
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0


Bild 1: Front, EDCS-11100165, Rechte vorbehalten