<title type="main">Gesachenae CF-GeI-53 Inschriftenedition Werner Petermandl Archäologische Beschreibung und geografische Daten Astrid Schmölzer Austrian Science Fund (FWF): P 29274-G25 Institut für Antike, Fachbereich Alte Geschichte und Epigraphik, Karl-Franzens-Universität Graz Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System 2022 Graz o:fercan.53 Creative Commons BY-NC 4.0 FERCAN: Fontes Epigraphici Religionum Celticarum Antiquarum Projektleitung Wolfgang Spickermann Bonn Rheinisches Landesmuseum U 50 Weihinschrift

Der Weihealtar ist unter dem Relieffeld abgebrochen, daher ist die Gestaltung des Sockels bzw. des weiteren Altarkörpers unklar. Über dem eingetieften Relieffeld mit Opferszene schließt das nicht gerahmte Inschriftenfeld an. Inmitten der Inschrift ist eine Aediculadarstellung nachempfunden worden. Die Darstellung wird von einem vorspringenden doppelbogigen Wulst umrahmt. Die Bögen wölben und treffen sich spitz zulaufend genau über dem Haupt der mittleren Matrone. Der Altarkörper wird durch ein glattes Gesims vom Aufsatz getrennt, der verwitterte Pulvini und die Reste eines Giebels trägt.

Sandstein Weihealtar mit Aediculadarstellung in Relief 110,0 65,0 20,0
vollständig

Der Inschriftentext ist vollständig erhalten. Z.1 weist deutlich größere Lettern auf als die folgenden. Alle Zeilen unter der ersten sind stark abgerieben aber lesbar. In Z.2 überschreibt der letzte Buchstabe in der Zeile A ein R.Ligaturen: s. Majuskeltext. Besondere Zeichen: Z.3 eine Ligatur von N und I mit erhöhter rechter vertikaler Haste (H: 6,0 cm); Z.6 eine Ligatur von N und I mit erhöhter rechter vertikaler Haste (H: 5,6 cm)

vollständig
gemeißelt 5,0–8,3 cm

Das Reliefdekor ist nur schlecht erhalten. An den Seiten der Pulvini ist jedoch geschupptes Blattdekor erkennbar, sowie der Rest einer Rosette im Giebelfeld. Laut Lehner befindet sich am Aufsatz ein halb erhaltener Teller mit Früchten (Lehner 1918, 148f.). Es handelt sich dabei um sehr kleine, aber viele Früchte, vermutlich Nüsse o. Ä. Die Matronendarstellung wurde in diesem Fall besonders umgesetzt. Die Aedicula ist nur als Relief inmitten des Inschriftenfeldes erhalten und in Form eines Doppelbogens angelegt. Die drei Frauen sitzen gerade nebeneinander und sind frontal dargestellt. Charakteristisch sind die Matronenhauben für die äußeren beiden Frauen. Die mittlere Göttin hat einen sehr schmalen, obendrein beschädigten, Kopf und vermutlich offenes Haar. Auf Schulterhöhe ist die Rückenlehne der gemeinsamen Sitzbank zu erkennen. Da die Matronen stark bestoßen sind, ist nicht klar, was sie mit ihren Händen auf ihrem Schoß gehalten haben. Von ihrer Kleidung ist nur unterhalb der Knie ein Ansatz an Falten und Form erhalten. Das Relieffeld unterhalb des Inschriftenfeldes ist eingetieft und hat so einen glatten Rahmen erhalten. Vier Personen stehen in Paaren um einen zentrierten Altar, eine davon eine Frau mit langem Gewand, vermutlich einem auf der Brust zusammengehaltenem Mantel, und der charakteristischen Matronenhaube am Kopf. Sie steht links vom Altar und scheint etwas in der Hand zu halten (Feuer?) und zum Altar zu reichen, auf dem ihr nächstes Gegenüber rechts vom Altar eben eine Trankspende aus einer Schale darbringt. Die männliche Gestalt trägt eine Toga. Da der Kopf bestoßen ist, kann nicht klar gesagt werden, ob er den Ritus mit ‚capite velato‘ vollzieht, er trägt jedoch das dafür vorgesehene Gewand. Die Gestalt links von der Frau in Matronentracht dürfte ebenfalls eine weibliche Gestalt sein, erkennbar ist eine Gewandung ähnlich dem langen Mantel. Der Kopf ist zwar beschädigt, sie trug jedoch keine Haube. Sie streckt ihren Arm zu der Frau vor ihr aus und scheint deren angewinkelten Arm zu berühren. Die Gestalt rechts außen neben dem Mann ist vermutlich ein weiterer Mann in Toga. Auf den Schmalseiten sind kaum erkennbare Reste von Blättern im oberen Teil des Relieffeldes erkennbar; es dürfte sich eventuell um Laubbäume gehandelt haben. Auf der linken Schmalseite ist im unteren Bereich eine längsrechteckige Metallklammer erkennbar. Da sie von Beton umgeben ist, dürfte sie einer modernen Stabilisierung dienen. Auch auf der rechten Seite ist im unteren Bereich eine solche Klammer deutlich erkennbar.

Architektur Aufsatzschmuck Bank Baum Blattdekor Frucht Götterbild Laubbaum Libation männliche Figur menschliche Figur Metallklammer Obstschale Opferschale Opferszene Reliefdekor Reliefschmuck Rosette Stifter weibliche Figur
CCAA Bettenhoven

in einem Grab

50.957533 6.475968 gemeinsam mit CF-GeI-270
vidimus (26.9.2018)
Iulius Amandus Gesachenae Gesahenis Gesachenae Matronae Etttrahenae
World Geodetic System

Digitale Repräsentation konform mit EpiDoc: http://epidoc.sourceforge.net

Majuskel und Minuskel ausgeführt nach Leidener Klammersystem, Majuskel bildet Inschrift originalgetreu ab, Minuskel enthält editorische Hinzufügungen

Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior. Eine Fallstudie zu Religion im Kontext von Kulturkontakt und Kulturtransfer (FWF – Projekt P 29274-G25 )

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, sämtliche keltischen Götternamen, die sich in lateinischen Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior erhaltenen haben, zusammenzustellen und auszuwerten. Die gewählte Quellengrundlage erscheint besonders geeignet Erscheinungsformen zu untersuchen, welche auf religiöser Ebene durch das Zusammentreffen von verschiedenen kulturellen Einflüssen entstanden sind. Diese sind hier einerseits definiert durch die Verwendung der keltischen Sprache, andererseits durch die lateinische Sprache und durch Formen aus dem Inneren des Imperium Romanum, die man mit dem Etikett „römisch“ versehen kann. Das Interesse gilt dabei nicht nur religiösen, sondern auch damit verbundenen gesellschaftlichen Aspekten und den entsprechenden Mentalitäten. Doch soll damit auch zu einem verbesserten Gesamtbild der Provinzialreligion in Niedergermanien beigetragen werden. Die Abschlusspublikation wird ergänzt um einen ausführlichen sprachwissenschaftlichen Kommentar (von Patrizia de Bernardo Stempel) in der Reihe ‚Corpus - F.E.R.C.AN. (Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum)‘ erscheinen.

Latein Initial Version Version 2 Version 3
Front, CIL XIII Projekt, CC BY-NC , Rechte vorbehalten oben, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC links, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC rechts, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC FERCAN
ILS 4802 CIL XIII 7895 Lehner 1918, Nr.326 Espérandieu VIII 6349 Alföldy 1967, 2 Nr.3 Biller 2010, 91
EDCS-11100120zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020 www.trismegistos.org/text/414958zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021
MATRONIS ETTTRA HENIS ET GESA HENIS M IVL AMANḌVS
MatronisEtttrahenisetGesahenisMarcus Iulius Amandus

Für die Matronae Etttrahenae und Gesahenae! Marcus Iulius Amandus.

To the Matronae Etttrahenae and Gesahenae! Marcus Iulius Amandus.

ohne Ligatur – ILS, Espérandieu, Alföldy ohne Ligatur – ILS; Ettra – Espérandieu; Etttrra – Alföldy ohne Ligatur – ILS, Espérandieu, Alföldy ohne Ligatur – IlS, Espérandieu, Alföldy Amanus – ILS; Aman[.]us, möglw. Amandus – CIL; Aman[d]us – Espérandieu, Lehner; noch eine zusätzliche Z.8 mit [ex imp(erio) ips(arum) l(ibens) m(erito) ?] – Alföldy

Marcus Iulius Amandus: tria nomina Iulius: lateinisches kaiserliches Gentilnomen, überall äußerst gängig (Kakoschke 2006, GN 621) Amandus: lateinisches Cognomen, überall gängiger Name (Kakoschke 2007, CN 146)

Gesahenae: Variante von Gesachenae: keltischer Zugehörigkeitsbeiname: ‚die zum Stamme der keltisch benannten Gesates (die mit dem Speer Bewaffneten) Gehörigen‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 143) So auch Gesationum: keltischer genetivischer Zugehörigkeitsbeiname: ‚die zum Stamm der keltisch benannten Gesates („die mit dem Speer Bewaffneten“) Gehörigen‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 143); anders Alföldy (1967, in BJB 167, 438), der eine germanische Sippe vermutet

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Gesachenae: - Germania Inferior: insgesamt 3x belegt (CF-GeI-16, CF-GeI-53 und CF-GeI-54), wobei sich jedoch in der hier besprochenen Inschrift das weiter vorne genannte Matronae möglicherweise auch auf die Gesachenae bezieht - außerhalb der Germania Inferior: -

Matronae Gesachenae: - Germania Inferior: 2x belegt (CF-GeI-52 und CF-GeI-55) - außerhalb der Germania Inferior: -

Matronae Gesationum: - Germania Inferior: nur in CF-GeI-56 bezeugt - außerhalb der Germania Inferior: -

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Nicht keltische Götternamen:

Matronae Etrahenae: germanische Wassergottheiten (Spickermann/de Bernardo Stempel 2005, 145)

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Die gemeinsame Nennung von Gesahenae und Ettrahenae in dieser Inschrift findet eine Parallele in CF-GeI-16.