Die keltischen Götternamen der germanischen Provinzen

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Nehalennia?

CF-GeI-451

NEIHALE

[---]INI[.]

[.] M

Neihale

[---]ini[.]

[l(ibens)] m(erito)

CivitasCivitas Frisiavonum
Apparatus criticusZ. 1: unlesbare Buchstabenreste – CIL; keine Lesung – Espérandieu; [---]a[---] –Byvanck, Nehalleniae – Hondius-Crone
Z. 2: IICINIV – CIL; keine Lesung – Espérandieu; [---]iniu[---] – Byvanck, … ine ini f(ilius) – Hondius-Crone; nninis – Stuart 2013
Z. 3: keine Lesung – Espérandieu; fehlt – Byvanck, Hondius-Crone
Übersetzung Deutsch

Für Neihale…!
… gerne und verdientermaßen.

Übersetzung Englisch

To Neihale…!
… willingly and deservedly.

Autopsienon vidimus
Lesung gründet auf: Stuart
Editionen und LesungenCIL XIII 8798
Espérandieu IX 6658
Byvanck 1935, Nr.250
Hondius-Crone 1955, Nr.16
Stuart 2013, Nr.23
AE 2014, 888
Elektronische RessourcenEDCS-70300044 (zuletzt aufgerufen am 24. Februar 2020) (Epigraphik-Datenbank Clauss/Slaby)
www.trismegistos.org/text/276739 (zuletzt aufgerufen am 26. Juli 2021) (Trismegistos)
Fundort modern Domburg
Fundjahr1651
VerwahrungMiddelburg, Zeeuws Museum, collection KZGW
InventarnummerG3230
InschriftträgerAedicula-Altar
MaterialKalkstein
Archäologische Klassifikation Altar
Apfel
Architektur
Aufsatzschmuck
Bank
Frucht
Füllhorn
Götterbild
menschliche Figur
männliche Figur
Obstschale
Opferdiener
Opferszene
Pilaster
Reliefschmuck
Stifter
Beschreibung Objekt

Der Aedicula-Altar ist an der Front teilweise beschädigt. Der Aufsatz ist bis auf die beiden Pulvini und die hintere Giebelspitze abgeschlagen und verwittert. Die Nische ist ohne erkennbares Dach. Anhand der seitlichen Pilaster ist eine architektonische Rahmung anzunehmen. Die Nische ist mit etwas Abstand zum Rand in den Stein hineinversetzt, die untere Begrenzung wird durch ein leicht vorspringendes profiliertes Gesims gewährleistet.
Die drei Frauen sind besonders im oberen Körperbereich abgeschlagen und verwittert. In der unteren Hälfte des Steins, teilweise in den Sockel hineinreichend, ist eine weitere schmälere Nische eingearbeitet.

Zustand Objekt weitgehend vollständig
MaßeHöhe: 76,2 cm
Breite: 45,7 cm
Tiefe: 20,3 cm
IkonografieDie Dreizahl der Göttinnen erinnert an die übliche Darstellung der Matronen. Von den charakteristischen Hauben der beiden äußeren ist nichts mehr erkennbar; sie könnten umgearbeitet worden sein, und der Stein als Import aus dem Rheingebiet hierher nach Domburg gebracht worden sein. Die Frauen sind alle etwa gleich groß, ihre Füße und das lange Gewand sind im unteren Beinbereich gut erkennbar. Links und rechts sind auch noch die hohen Armlehnen ihrer Sitzgelegenheit erkennbar. Sie dürften Obstkörbe oder Obstschalen auf ihren Schößen gehalten haben, doch sind diese verwittert und nur mehr als amorphe Masse zu erahnen. Anhand der erkennbaren Haltung des jeweils linken Armes wäre es möglich, hier noch ein anderes Attribut, z.B. ein Büschel Ähren o.Ä. zu vermuten. Die Oberkörper und die Köpfe der drei Frauen sind stark abgewittert. Die kleine Nische im unteren Bereich des Altars zeigt zwei Gestalten, vermutlich Männer, die sich links und rechts von einem Altar befinden. Die rechte Gestalt ist ein wenig größer als die linke und scheint dem Altar zugeneigt zu sein – laut Literatur (Hondius-Crone 1955, 58; Stuart 2013, 81 f.) führt er die Libation aus oder streut Weihrauch ins Feuer. Daher wird der Mann als Priester gedeutet. Die rechte Gestalt, die etwas in den Händen gehalten haben soll, wird als Opferdiener gedeutet, der die Kiste mit Weihrauch in seinen Händen hielt. Ebenso gut könnte es sich allerdings um den Stifter handeln, der sich beim Opfer darstellen ließ. Auf den Schmalseiten sind laut Literatur (Stuart 2013 81 f.) Füllhörner dargestellt, die mit Früchten bzw. vorrangig Äpfeln gefüllt sind.
Inschrift

Von Text sind nur schwer lesbare Reste erhalten.

Technikgemeißelt
Buchstabenhöhe (cm)3,8 cm
Kommentar Götternamen

Neihale…! möglicherweise Reste einer Variante von Nehalennia: keltisch; ‚diejenige im Salzwasser bzw. in der See‘ (de Bernardo Stempel in Spickermann 2005, 141; de Bernardo Stempel 2004)

Vorkommen in theonymischen Formularen:

Nehalennia:
- Germania Inferior: Belege sind überaus häufig. Zwei Inschriften stammen aus Köln alle anderen aus Domburg und Colijnsplaat. Die Göttin wird dabei, bis auf wenige Ausnahmen, stets als dea Nehalennia angesprochen. In der hier vorgelegten Inschrift ist die Lesung der Reste des Götternamens sehr unsicher. Die vorgeschlagene Lesung „Neihalenninis“ (Stuart 2013, Nr.23) ist bestenfalls als Versuch zu werten. Die Darstellung von drei sitzenden Figuren im Relief, die stark an Matronendarstellungen erinnert, spricht eher gegen eine Deutung als Nehalennia. Mit CF-GeI-357 ist allerdings ein Altar für Nehalennia belegt auf dem auch ein Relief von drei matronenartigen Frauen dargestellt ist. - außerhalb der Germania Inferior: -

Kommentar allgemein

Es ist wahrscheinlich, in Z.2 den Namen des Dedikanten anzunehmen (AE 2014, 888), was aber nicht mit der Lesung des Götternamens als „Neihale/nninis“ (Stuart 2013, Nr.23) zu vereinbaren ist.

ZitiervorschlagCF-GeI-451, hdl.handle.net/11471/504.50.451
LizenzCreative Commons BY-NC 4.0

Bild 1: rechts, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC
Bild 2: links, FercanGermaniaInferior, CC BY-NC
Bild 3: Front, Hondius-Crone 1955, p.59, Rechte vorbehalten